In meiner tiefgründigen Ausbildung zur Sozialpädagogin wurde mir nebst der Wichtigkeit, jeden Tag mit damit zu beginnen, ein Glas warmes Wasser zu trinken (pfui bäh!) eines ganz besonders eingebläut: „Du musst deiner Klientel den Bezug zur Jahreszeit und den dazu gehörigen Ritualen näher bringen! [Ob sie will oder nicht!!]“ Warum ich das erwähne? Nun, ganz einfach: Ich möchte mich mit dieser Prämisse vor unterschwelligen Vorwürfen, ich hätte mein Blog mit dem neuen, schicken Design zur Klick-Schlampe verkommen lassen (Tschuldigung, mir fällt gerade kein weniger frauenfeindlicher Ausdruck ein – wobei mich das an eine kürzliche Diskussion mit Teenies erinnert, was denn wohl das männliche Äquivalent von „Schlampe“ ist – wir kamen zu keiner Lösung. Wenn du dich da zufällig auskennst, lass mich bitte an deinem Wissen teilhaben, ok?? Ewige Dankbarkeit meinerseits (sowie seitens mehrerer Halbstarker) ist dir gewiss!) und würde auf jeden noch so weichen Hype aufzuspringen, nur um hier möglichst viel Traffic zu generieren, vehement distanzieren.
Nein, liebe Fans, dass ich mich hier tatsächlich just Ende Oktober zum Thema „Kürbis“ auslasse, hat mir wirklich nicht mein beflissener Web Manager aufgetragen (obschon er mir ansonsten tatsächlich enorm viel aufgetragen hat, ich sag nur „SEO“ und erschaudere nach wie vor fürchterlich bei diesem Begriff). Es hat auch nicht damit zu tun, dass ich so vor mich hin sinnierte, was die Welt wohl gerade wirklich braucht, und auf die rettende Lösung „Ich habs, ich habs!! Das drölfzigste Kürbissuppen-Rezept!! Die Macht™ möge mit mir sein!!„kam – obschon das auch lustig klingt, wenn ich so darüber nachdenke.
Wie angedeutet: Es hat damit zu tun, dass ich euch, meiner Internet-Klientel also, in bester sozialpädagogischer Manier mit enormer Subtilität darauf hinweisen möchte, dass jetzt im Fall Herbst ist und dass die westliche Welt fest daran glaubt, dass nichts auf der Welt so herbstlich ist wie ein Kürbis, bzw. dessen suppiger Aggregatzustand. Aber ich will euch nicht anlügen, es gibt auch noch einen weitaus profaneren Grund: Die elterliche Kürbisernte war dieses Jahr zwar weitaus magerer ausgefallen als erhofft, ich konnte mich jedoch unter Einsatz von stabilen Ellenbogen, wüsten Flüchen und klangvollen Drohungen innerhalb des geschwisterinternen Kampfes um das grösste Exemplar durchsetzen (Blitze schossen aus meinen Augen und dunkle Wolken umkreisten mein wirres Haupthaar, während ich mit tosender Stimme gen Himmel schrie: „MEIN IST DIESER KÜRBIS, AUF EWIG MEIN!!“ – äh, Moment, zurück zum Thema) – jedenfalls, so, liebe Freunde, kam ich also in den Besitz eines Kürbis mit einem lächerlichen Gewicht von über 5kg.
Über 5 kg?!!
Ja, ganz recht. Als ich also zu Hause dieses Monstrum aus Joséphines Kofferraum wuchtete (ich hatte ernsthaft Angst, dass mir ungeschicktem Stück Mensch das Teil aus den Fingern und auf den Fuss flutscht und ich mir mindestens 3 Zehen breche dabei), wurde mir langsam gewahr, was ich mir da eigentlich eingebrockt hatte… (im Prinzip war es mir ja gar nicht um den Kürbis gegeangen, sondern nur darum, meinen beiden Schwestern eins auszuwischen – sonst sind nämlich immer sie es, die die ganzen coolen Agrarprodukte einheimsen!! Voll unfair!! Ich schwöre!!)
Aber zurück zum Thema: Da stand ich nun in meiner Küche, einen enormen Kürbis auf dem Tisch, und ich beschloss, das naheliegendste zu tun:
Ihn zu metzgen!! Und danach ganz unspektakulär zu Suppe zu verarbeiten.
Da ich davon ausgehe, dass die Welt eigentlich doch kein weiteres Kürbissuppenrezept braucht, konzentriere ich mich hier vor allem darauf, euch zu schildern, wie ich einen Kürbis von dieser Grösse verarbeite: In den meisten Rezepten geht man von 800g Kürbis aus. Vermutlich ist das die Menge, von der man annimmt, dass sie 4 Personen satt macht. Nun ja, ich weiss ja nicht, wie das andernorts auf der Welt so läuft, aber zumindest im Emmental nutzt es offenbar wenig, wenn man den Kürbissetzlingen von Klein auf eintrichtert, dass sie bitteschön zu Kürbissen von exakt 800g heranwachsen sollen. Statt dessen gibt es einfach ein paar kleine Kürbisse und sehr viele riesige Kürbisse. Es leuchtet mir darum auch nicht so ganz ein, sämtliche Rezepte nach 800g-Kürbissen auszurichten.
„Easy, man kann die Mengen ja einfach umrechnen…“
Ja eh! Aber mit proportionalen Mengen ist es meiner Meinung nach nicht getan, zumindest nicht im Fall „Kürbissuppe“. Was mir nämlich bei einem brauchbaren Rezept ebenso wichtig ist wie die korrekten Mengen bei den Zutaten, ist die Zeitangabe. Und die Zubereitungszeit, werte Gefolgschaft, die variiert nun je nach Grösse des Kürbis wirklich beachtlich!
Mein „Kürbissuppen-Rezept“ ist also ein Rezept für die Verarbeitung eines grossen Kürbis. Wie schwer mein erbeutetes Exemplar wirklich war, kann ich leider nicht genau sagen. Meine Küchenwaage zeigt nämlich maximal 5 Kilo an… aber irgendwas zwischen 5 und 6 Kilo wird es gewesen sein.
So. Und nun poste ich es doch, mein Monsterkürbis-Suppenrezept, das auf dem der lieben Floh basiert. Inklusive der ultimativen Technik™ zum vierteln, aushöhlen und schälen des Riesendings.
Kürbissuppe
Zutaten
- 3.8kg Kürbisfleisch
- 1kg Kartoffeln
- 2 grosse Karotten
- 200g Sellerie
- 6 Schalotten
- 2 Zehen Knoblauch
- 4 EL Tomatenpürree
- 6dl Apfelsaft
- 2l starke Brühe (2 Liter Wasser, aber 6-8 Würfel Bouillon!)
- Salz, Pfeffer
- frische Muskatnuss
Anleitung
Kürbis mit einem grossen und scharfen Messer halbieren, dann beide Hälften auf die Schnittflächen stellen und erneut halbieren. Mit einem Löffel das weiche Innere herausschaben. Dann den ersten Viertel des Kürbis auf die Schnittfläche stellen und mit dem Messer von oben gegen unten die Schale abschneiden. Wenn man unten angekommen ist, den Viertel auf die andere Schnittfläche stellen und aus dieser Richtung den Rest der Schale wegmachen. Die anderen 3 Viertel ebenfalls schälen.
Danach in Scheiben schneiden und diese in Würfel zerkleinern. Das Vierteln, Aushöhlen, Schälen und Würfeln sollte zusammen etwa 30 Minuten dauern!
Alles Gemüse, den Knoblauch und die Schalotten rüsten & klein schneiden.
Schalotten, Knoblauch und das Gemüse samt Kürbis anbraten, Tomatenpürree hinzugeben, mitdünsten, dann mit Apfelsaft und Brühe (Bouillon) ablöschen.
Deckel drauf, kochen. Es dauert etwa 1 Stunde 15 Minuten insgesamt, bis alles im Topf ist.
Alles weichkochen.
Danach pürieren, mit Salz und Pfeffer sowie nach Belieben Muskat nachwürzen, ev. ein wenig Rahm dazu, geniessen!
Bemerkungen
Lässt sich tiptop einfrieren!
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