Beruf/ Lebenslage

Warum ich Sozialpädagogin wurde. Ein Plädoyer für einen unterschätzten Beruf.

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Bei all meinen öffentlichen und privaten Beschwerden, die ich in munterer Regelmässigkeit zu meinem Beruf äussere, drängt sich ja irgendwann die Frage auf, warum ich mir denn diesen Job überhaupt ausgesucht habe. Nun denn, auch dafür hab ich eine Liste:

  • Die Freak- Komponente: Verdrehte Neurotiker wie ich haben es zuweilen schwer, auf dem Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. Nicht so als Sozi: In diesem Tätigkeitsfeld tummeln sich die schrägsten Vögel – und damit meine ich nicht die Klientel! „Je abgefahrener, desto Sozi“ ist hier die Devise.
  • Die Bekehrungs-Komponente: Selten hat ein Mensch soviel Gelegenheit, anderen Menschen seine Lebensweisheiten, soziale Regeln, Ernährungsgrundsätze, politische und religiöse Überzeugungen aufzuzwingen, wie in einer sozialen Tätigkeit. Die Klientel befindet sich immer in irgendeiner Form von Abhängigkeit – und Abhängigkeit bedeutet Macht. Macht für den Sozi. Seien es Ernährungsgrundsätze nach Ayurveda, homophobe oder xenophobe Lebenshaltungen oder schlechter Musikgeschmack: Gerade im Kinder- und Jugendbereich kann sich der engstirnige Mensch mit dem K.O.-Argument „ich habe einen Erziehungsauftrag!!“ hemmungslos austoben. Dabei gilt: Je weniger sich die betreuten Menschen wehren können, umso besser kann der Sozi seine eigenen schrägen Ansichten durchsetzen.
  • Die Mutter-Teresa-Komponente: Kein Argument – in welchem Kontext auch immer – wirkt annähernd totschlagend wie der Spruch „Ich arbeite übrigens mit behinderten Kindern“. Was immer einem gerade vorgeworfen wird, wie daneben man sich auch gerade verhält – mit dieser Aussage verschafft man sich eine unantastabre Mutter-Teresa-Aura, man wird unverzüglich für den Gutmenschen per definitionem gehalten. (Vorsicht, einzige Ausnahme: anderen Sozis gegenüber wirkt dies irgendwie nicht so, wie es sollte…)
  • Die Ausrede-Komponente: Wer sich Sozialpädagogin nennt, der muss nicht mehr viel rechtfertigen. Irrationalität, Zerstreutheit, Naivität, Gutgläubigkeit und allgemeine Debilität – all dies liegt bei einer Sozialpädagogin dermassen auf der Hand, dass der Spruch „ich bin halt Sozpäd“ ein Freischein für Dummheiten und Verschrobenheiten jeder Couleur bedeutet.
  • Die Pfadfinder-Komponente aka Militärkomplex-Komponente: Nein, hier geht es nicht um den Grundsatz „jeden Tag eine gute Tat“. Vielmehr geht es um den inneren Indiana Jones: In jedem und in jeder Sozi steckt der Drang, die Natur zu erobern und sich untertan zu machen. Weil die Sozis jeoch allesamt untauglich sind, wird ihnen eine glamuröse Militärkarriere leider verwehrt – was tun? Undichte Zelte, schlechtes Essen und Schlafmangel, mit nassem Holz Feuer machen, sich im Wald verirren und sein Geschäft im Busch verrichten, das geht auch ohne Militär: Verzage nicht, Untaugliche, Untauglicher, werde Sozialpädagoge, und du kannst all das haben – und noch mehr!!
  • Die Allmachtsfantasie-Komponente: Verwandt mit der Bekehrungskomponente. Bestimmen können, wer wie lange schläft, wer was isst, wer wann und wie oft aufs Klo geht, all dies führt bei den meisten Sozis irgendwann zu der Überzeugung, allmächtig zu sein. Wobei: Nur ICH bin das wirklich, verstanden?!
  • Schliesslich noch die Chill-Komponente: Während der Arbeitszeit an der Sonne liegen? Sich im Thermalbad durchsprudeln lassen? Wichtige Dinge tun wie Schokoladenkuchen backen – und anschliessend verspeisen? UNO- Spielen bis zur Vergasung? Sponge-Bob gucken? Und dafür bezahlt werden?

 

Yeah, Sozis haben ein hartes Leben.

(wie das so ausschauen kann, guckstu hier unter „Arbeits-Änni“)

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