Bis letzte Woche, als der kleinere M plötzlich Blut pinkelte. Gemäss meiner Grundhaltung „das wird schon wieder!“ wartete ich drei Tage, bis wir am Samstag schliesslich zum Notfalltierarzt gingen (eine denkbar schlechte Entscheidung, die ich nicht wiederholen werde). Es ergab sich Verdacht auf Harnsteine oder zumindest „Struvit-Kristalle“ in der Blase. Wir fütterten dem kleinen Asi eine Woche Antibiotikum und Schmerzmittel, bis bei der Nachkontrolle rauskam, dass er wirklich solche Ablagerungen in der Blase hat, ausgelöst durch einen beständig zu hohen PH-Wert. Kein Problem, meinte der Tierarzt, müssten wir halt künftig Spezialfutter füttern. Royal Canin Urinary, das Kilo Trockenfutter nur 21 CHF. Ein Schnäppchen! Am besten, meinte der Veterinär weiter, würden wir dem gesunden Bruder auch gleich dieses Trockenfutter servieren, „zur Prophylaxe“.
Bevor ich bereit war, unseren Fernseher, die Kaffeemaschine und meine 50 Streifen-Shirts zu verpfänden, betrieb ich Internet-Recherche. Natürlich glaube ich jedes Wort, das in einem Forum steht, und so kam ich zur Einsicht, dass wir grausame Tierquäler und -Mörder auf Zeit sind, die wir unseren vierbeinigen Clochards tatsächlich über Jahre hinweg trockene Nahrung verabreicht haben. Wie auch immer, tatsächlich las ich aber einige Erfahrungsberichte mit diesen Harn-Kristallen, und kam zu folgender Erkenntnis: Es gibt das Spezialfutter nicht nur von Royal Canin, sondern auch von preiswerteren Marken, und bei Problemen im Harntrakt ist Trockenfutter (entgegen dem verkaufsfreudigen Tierarzt) tatsächlich ein No-Go. Ergo haben wir jetzt Spezial-Nassfutter bestellt, und: Dem gesunden Kater das PH-senkende Spezialfutter zu geben, ist (entgegen dem verkaufsfreudigen Tierarzt) längerfristig eine denkbar schlechte Idee. Zu tiefer PH löst nämlich ebenfalls Harn-Kristalle aus, einfach eine andere Sorte. Weil wir aber auch den gesunden WG-Genossen nicht durch schlechtes Futter dem Risiko von Harn-Geschichten aussetzen wollen, haben wir ihm gleich auch noch normales Nassfutter bestellt (angesichts der einschüchternden Forenbeiträgen ohne Zucker, Farbstoffe, Aromen oder andere fragwürdige Zusätze). Ob die beiden Gourmands ihr neues Essen akzeptieren werden? Man darf gespannt sein.
(Und den Tierarzt wechseln wir, jawohl.)
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Die Asis beim „Vogel-Gucken“.