Viele, wenn nicht gar die meisten meiner mundartlichen Sätze enden irgendwann mit „u de hani ta wine More!!“ (für Nicht- Ureinwohner: „Und dann benahm ich mich wie ein Mutterschwein!!“). Diese schöne Redensart, in meiner voralpinen Heimat sehr verbreitet, möchte ich an dieser Stelle gerne etymologisch erörtern. (Hier winke ich übrigens wohlgemut meinem Griechischlehrer: Chairete!)
Jedenfalls, wo rührt dieser Begriff wohl her? Nun ja, ich möchte mit meiner Herkunft ja wirklich nicht bluffen, aber: Wer wie ich als Kind Schweine gefüttert, Schweinen gemistet, Schweine fasziniert bei der Kopulation beobachtet und etwas später enthusiastisch Schweinen Geburtshilfe geleistet hat, wer Schweine ihr finales Todesgequieke ausstossen hören hat, wer Schweine gehäutet aufgehängt hat ausbluten sehen und Schweine schliesslich zu Würste verarbeitet und zu Rösti verspeist hat, nun ja, der verfügt meiner Meinung nach zu Recht über den glamurösen Titel „Master of Advanced Schweinologie“. (Und sollte auch fordern dürfen, nur noch mit „Master“ angesprohen zu werden – doch das nur am Rande. ) Ich baue auf dieser festen Annahme die Hypothese auf, dass ein Master of Advanced Schweinologie (der Master, das ist geschlechtsneutral und bezeichnet nicht den Titel, sondern den/die Titelträger/in) über ausreichend Qualifikation verfügt, um das Verhalten und Eigenheiten einer „More“ aka Sau (= Mutterschwein für Nichtbotaniker) ausreichend beurteilen und klassifizieren zu können. Soweit die Theorie – nicht einschlafen, gleich wirds plastisch (oh ja!):
Ein Mutterschwein aka Sau aka „More“, werte Freunde der Volksmusik, ist zwar deutlich kleiner als ein Vaterschwein aka Eber aka „Äber“ (so einfach funktioniert übrigens der Schweizer Dialekt), besitzt auch keine imposanten Stosszähne – zumindest abgesehen von den Exemplaren mit besonders viel Testosteron,
Aber: Wehe dem, der zwischen eine Mama-Sau (klingt irgendwie netter, wenn ich so darüber nachdenke) und ihre Jungen treten will – sei es bildlich oder metaphorisch (Mama-Säue sind sehr, sehr feinfühlig und spüren sofort, wenn man ihre Mama-Sau – Ferkel – Beziehung irgendwie geistig untergraben will!).
Ein jedwelcher, der sich dieses Unterfangen je erdreistete, weilt im flauschigen Morehimmel, fürwahr. Eine gereizte Mama-Sau, das ist für Nichtlandwirte vergleichbar mit einer PMS-geplagten Shopaholic im Ausverkauf am Wühltisch. Oder, für Mythologen, mit den irren älteren Schwestern der Eumeniden aka Furien. Oder einer Sozialpädagogin/ Pflegefachfrau/Assistenzärztin mit Koffeinentzug. Oder, wem auch das nix sagt, mit intelligenzgeminderten (ja, das ist politisch wieder korrekt) populistischen Stammtisch-Greteln auf LSD. (Ich habe keine Namen genannt. Ich habe keine Namen genannt. Ommm.) Jedenfalls, und ich hoffe sehr, ich habe alle Fachgebiete bedient, einer More, der kommt man besser nicht in die Quere. Wie mir, zum Beispiel.
Konklusio Ende.
2 Kommentare
Dreissig. | änni on tour
27. Januar 2013 bei 18:29[…] mindestens einer angesehenen Publikation. (Wenn man meinen Blog-Eintrag zum Thema “Tue wine More – Ethymologische Abhandlung” nicht mitzählt – leider […]
Seba
1. Februar 2019 bei 08:07mega Schreibe meine Liebe, mehr davon!