Ernährung/ Hobbies/ Küche

Projekt Nutribullet.

Auf zum 2. Experiment im Bereich Ernährung, das seit Februar am Start ist: Der Nutri-Bullsh… Äh, der Nutribullet. Ich muss dazu sagen, also, das war eindeutig NICHT meine Idee, den anzuschaffen. Mein Freund hat irgendwo gelesen, das sei der neuste heisse Scheiss, und informierte mich darüber, er habe jetzt so ein Ding bestellt. Es folgtr eine entrüstete Standpauke meinerseits, deren Quintessenz sich irgendwo zwischen „wir haben bereits einen Standmixer“, „man muss sich nicht immer jeden neuen Scheiss anschaffen, bloss weil der gehyped wird“, „wir haben eh schon viel zu viele Küchengeräte, die wir nie brauchen“ empörte. (Die Reaktion meines Freundes will ich euch auch nicht vorenthalten: „Pffh, dann ist das eben jetzt MEIN Mixer. Kann dir also egal sein.“)

Der Tag kam, an dem das Ding geliefert wurde. In der Beilage diverse sehr farbige Heftchen und Zettel. Wie es meine Angewohnheit ist, nahm ich mir diese sehr eingehend vor und las sie von A bis Z durch. Ich war noch empörter als vorher. „Ist das irgendwie so ne Art Sekte?!“ Mein Freund grinste und meinte „Kann schon sein, und, noch schlimmer, offenbar eine Sekte für ausschliesslich alte Menschen.“ In der Tat: Auf den Fotos in der „Bedienungsanleitung“ (bzw. dem Sekten-Manifest) auf denen Menschen mit irrem Leuchten in den Augen irgendwelche jubelnd Vespa oder Velo fuhren oder aber mit festgefrorenem Grinsen eine eklig grüne Flüssigkeit in der Hand hielten, waren praktisch ausschliesslich Angehörige der Gruppe „rüstige Rentner“ zu sehen. Wie ich auf Sekte komme? Wie hier erwähnt, sind mir dogmatische Grundhaltungen, gepaart mit einem ausgeprägten Missionierungsdrang, zutiefst zuwider. Und jetzt mal ehrlich, folgende Auszüge aus der „Bedienungsanleitung“ sind ja schon echt abgefahren: Bereits der erste Satz in dem Booklet lautet

„Wir gratulieren Ihnen zu Ihrem neuen Weg auf Lebenszeit!“

Meine Fresse!! Und es wird nicht besser:

„Wir sind zufrieden, dass Sie den Weg zur optimalen Gesundheit und Vitalität gefunden haben.“

Amen, ihr geriatrischen Brüder und Schwestern.

„Während Sie diesen Absatz lesen, werden vier Amerikaner an Herzinfarkt sterben und vier weitere an Schlaganfall oder Herzinsuffizienz.“

Lasset uns für die toten Amerikaner beten, und feierlich einen Grünkohl anzünden. Inhaliert dabei tief, meine Mitrentnerinnen und Mitrentner, die extrahierten Essenzen, sie werden euch ins Licht führen.

Ok, sorry, wenn ich zu weit gehe mit meiner Blasphemie, aber hey, wir reden hier von den ersten 4 Sätzen einer verdammten „BEDIENUNGSANLEITUNG“ für einen verdammten Mixer!!!

Weiter geht es mit einem „wissenschaftlichen“ Abschnitt (tschuldigung, aber dieses Booklet ist echt too much):

„Die Kraft des Nutribullets extrahiert krankheitsvorbeugende Antioxidantien, Omega-3 Fettsäuren, die unsere Gelenke unterstützen und muskel-stärkende Proteine aus den von uns täglich verzehrten Lebensmitteln.“

Die Kraft™ soll mit uns sein, unbedingt. Wobei sich mir dann doch die Frage stellt, ob die Kraft™ all diese tollen Sachen wirklich einfach so extrahiert. Wäre ja verblüffend, wenn ich in diesen Mixer reinschütten könnte, was immer mir gerade einfällt (Rotwein, Rahmschnitzel, Nutella, Sachertorte) und die Kraft™ mir dann Omega-3 Fettsäuren  rausspuckt, äh, tschuldigung, extrahiert, und damit als Nebenprodukt gleich noch:

„…den Alterungsprozess aufhält“ und „… Ihr Leben verlängert.“

Supi! Auch Krebs kann man mit ein paar durch die Kraft™ extrahierte Gemüsesäftchen offenbar verhindern. Ein echter Durchbruch für die Wissenschaft!!

„Wer möchte seine goldenen Jahre in einer Arztpraxis verbringen, wenn er statt dessen mit seinen Enkelkindern herumtollen kann?“

Ich! Ich! Bitte, ich!

Ok, ich höre mal auf mit den Zitaten. Es zieht sich nämlich noch lange so hin, bis es dann irgendwann um ein „Phasen-Programm“ geht, das es einzuhalten gilt. Zu dessen Zielen gehört offenbar, dass man sich an üble Aromen gewöhnt:

„Wie wir in der Nutribullet-Welt sagen: „je bitterer, desto besser“!“

Offenbar hat sich also bereits eine Horde von mumifizierten, äh, ich meine, alterungsresistenzen Nutribullet-Jüngern zur Eroberung des Weltraums aufgemacht und einen neuen Planeten mit einer vitaleren, unsterblichen, auf ewig irre grinsenden Bevölkerung besiedelt, die dort auf ewig den Bitterstoffen fröhnt. Halleluja!!

So, genug gelästert. Im Folgenden löse ich mich von meinen massiven ethischen Differenzen mit der Bedienungsanleitung und gehe auf den praktischen Teil, dem Mixen von Früchten und Gemüse, nämlich, ein.

In den ersten Wochen haben wir uns tatsächlich an die Angabe gehalten, dass 50% des zu mixenden Inhalts aus Gemüse wie Spinat bestehen sollte, die anderen 50% aus Früchten. Wir haben allerlei Varianten ausprobiert, die meisten schmeckten nicht schlecht:

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Spinat, Banane, Kiwi, gefrorene Heidelbeeren, Passionsfrucht, Goji-Beeren (getrocknet), Chiasamen

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Spinat, Baimagenane, Kiwi, Apfel, Mandarine, Gojibeeren, Chiasamen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die entstandenen Smoothies hatten zwar durch den Spinat immer eine recht eklige Farbe, aber der Geschmack war immerhin so akzeptabel, dass wir fast täglich einen solchen Smoothie zubereiteten. Ich liess mich von der Funktionalität dieses Hype-Mixers überzeugen und konnte die sektiererische Bedienungsanleitung schliesslich gänzlich ausblenden. Mein Freund verkündete aber nach einigen Wochen, er habe jetzt genug Spinat getrunken für den Rest des Jahres. In der Tat, der Spinat ist zwar geschmacklich relativ dezent, aber dennoch halt etwas bitter. Also beschlossen wir, uns über alle Regeln hinweg zu setzen (wir alte Punks halt wieder), und fortan nur noch Früchte reinzuschmeissen. Die daraus enstandenen Kombinationen schmeckten wirklich vorzüglich.

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Das Tolle: Man kann sogar gefrorene Zwetschgen mixen. Und Nüsse. und getrocknete Feigen. Etc.

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Der Mixer arbeitete bisher gut, und der Plastikbecher ist auch als Aufbewahrungsgefäss im Kühlschrank geeignet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Oben drauf kann man Leinsamen oder Chiasamen oder was immer man mag geben.

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Hier eine Variante mit Natureyoghurt:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So. Ihr seht: Ich bin schon ganz happy mit diesem Ding. Wir brauchen es oft, und das Smoothie-Zeug schmeckt richtig gut. Ich habe aber auch weiterhin keine Aktien bei diesem obskuren Hersteller, und ich lehne die Kraft™ weiterhin als Gottheit ab. Ausserdem möchte ich weder konserviert werden noch mit dem Raumschiff zur „Nutribullet-Welt“ fliegen und dort den Bitterstoffen huldigen. Ich möchte nur weiterhin Freude am Kombinieren von Obst haben und leckere Smoothies geniessen. Amen.

 

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2 Kommentare

  • Antworten
    el facco
    7. April 2016 bei 21:40

    einfach nur herrlich zu lesen, chapeau! und das beste an der story: die entwicklung richtung nur-noch-früchte haben wir auch durchgemacht! wir lieben unseren nutribullet!

  • Antworten
    Änni
    7. April 2016 bei 21:43

    Auch ihr habt euch von der Kraft™ und den Bitterstoffen abgewandt? Ich gratuliere euch zu eurem neuen Weg auf Lebenszeit! ? (und merci fürs Kompliment!)

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