Es grünt so grün in Ännishausen, und ich will euch die sagenhaften Fortschritte meiner Plantage nicht vorenthalten. Zahlreiche Neuzugänge bevölkern die an sich grosszügige Laube, und besonders die Abteilung „Essbares“ leidet mittlerweile an akuter Platznot. Die Vision, künftig als Selbstversorger autark von der ganzen Marktwirtschaft zu leben, rückt in greifbare Nähe, auch wenn sich unser Wohntraum leider nicht erfüllt hat und wir auch künftig keinen „echten“ Garten (sowie Schafe, Hühner, ein fettes Schweinchen und eine Milchkuh) besitzen werden. Was soll’s, noch ist es halbwegs warm, noch sind wir nicht am Schimmel unserer Textilien erstickt, noch bewohnen wir zumindest eine Wohnung, die eine Topf-Plantage zulässt. Aber genug Text, so sieht mein grünes Reich aus:
Da die Freesien-Zwiebeln trotz stetem Giessen, gutem Zureden sowie melodiösen Gesängen nicht austreiben wollten, beschloss ich, sie wegzuschmeissen. Als ich genug tief buddelte, stellte sich jedoch heraus, dass die Dinger noch gar nicht tot waren: Sie hatten eigenartige weisse Knollen gebildet! Die familieninterne Gartenministerin verkündete, das seien quasi „Ableger“, „Kinder“ also der ursprünglichen Zwiebeln. Ich sah mich in einem ethischen Grundsatz-Konflikt wieder: Einerseits benötigte ich dringend den grossen Topf, in dem diese Knollen vor sich hingammelten (laut Gartenministerin würden sie dieses Jahr vermutlich noch nicht blühen), andererseits: Ich kann doch keine Kinder (-Zwiebeln) ermorden!! Mein soziales, empathisches und kinderliebendes Gewissen nahm schliesslich überhand und so buddelte ich die Albino-Zwiebel-Jungen sorgsam aus und verfrachtete sie dann in komprimiertere Platzverhältnisse in einen deutlich kleineren Topf. Bis anhin hat sich nichts getan, aber ich erwarte spätestens im nächsten Jahr eine bombastische Blust!!
Da ich vorhabe, die gigantische Ernte an Chilis umgehend zu verkochen, testet mein Warmduscher-Freund schon mal rein präventiv die diversen Pizza-Services der Umgebung. Memme!!
(An dieser Stelle sei erwähnt, dass mein werter Herr Freund total selektiv nur die „Abteilung Essbares“ – mit Ausnahme der gefürchteten Chili – giesst, wenn ich die Pflanzenpflege einmal delegiere!)
Die Hoffnung, dass die Rose blüht, bevor sie wie jedes Jahr das Schicksal ungespritzter Rosen ereilt und sie jämmerlich erkrankt, stirbt zuletzt…
Ob die Versicherung wohl zahlt, wenn der ganze Sims unter den Tonnen an Erde und Töpfen (sowie Gurken, Zucchettis, Peperoni, Erbsen…) abbricht?…
(Laut der familieninternen Gartenministerin dem Tode geweiht. Pha.)
Die zu erwartende Erdbeer-Schwemme ist übrigens besonders exklusiv: „Ananas-Erdbeeren“ heissen die Dinger und sollen gemäss Katalog weisse Früchte mit roten Kernen hervorbringen. Tja, mit altbackenen Sorten gebe ich mich gar nicht erst ab!
(So gesehen machts ja nix, dass wir das Häuschen nicht gekriegt haben.)
2 Kommentare
jpr
13. Mai 2013 bei 22:10Ein gorssartiges Gewaechshaus, dass Sie da heranziehen. Was Sie sich Sorgen muessten, gaelte es das nun alles umzutopfen in einen Garten. Und dann waere es noch den Unbillen des Wetters direkt ausgesetzt. Da ist es doch so viel praktischer. Ebenfalls aeusserst praktisch, dass Sie die Couch direkt vor der Abteilung Essbares platziert haben (wenn mich der Blick nun nicht taeuscht). Dann muss man das nicht mal in den Topf werfen, sondern kann gleich – Schlaraffendlandaehnlich – ins Abendrot schauen und Gemuese geniessen (oder Chili).
Änni
14. Mai 2013 bei 19:50Hallo Herr jpr!
Sie haben ja so recht. Sowohl, was die Grossartigkeit angeht, als auch, was die ganzen Konjunktive betrifft. Keine Schnecken, die totale Kontrolle über die Wasserzufuhr und eine Hagelwahrscheinlichkeitsquote vergleichbar mit der unseres Wohnzimmers.
Ihre Beobachtungsgabe ist bewundernswert – oder aber Sie sind genauso verfressen wie ich: Die Platzierung der Couch war tatsächlich ein strategischer Akt!
Liebe Grüsse,
Änni