Lebenslage

Liebes Tagebuch.

Liebes Tagebuch. Heute hab ich:
  • Vor Freude gebrüllt, als die gesamte Wohngruppe betreuter Kids um 06.15 bei mir im Büro stand.
  • Folgendes Kompliment eines betreuten Mädchens erhalten: „Oh mein Gott, hast du nicht in den Spiegel geguckt?!“ (nein, hatte ich nicht)
  • Beim Anblick meines Spiegelbildes danach kurz einen plastischen Eingriff erwogen.
  • Mit einem übellaunigen Teenager einen Rhododendron gepflanzt und dabei viele schöne neue Flüche gelernt.
  • Die Tabakindustrie Gesellschaftliche Aussenseiter nach Kräften unterstützt.
  • Einen kleinen Jungen belauscht, der seiner „Babypuppe“ das Programm der nächsten Tage erläuterte („Morgen keine Schule! Morgen frei!! Ey, Babypuppe, morgen frei!!“).
  • Festgestellt, dass ich dazu tendiere, betreute Kids in Sonnencreme zu baden, mich selber jedoch immer vergesse.
  • Aufgrund meiner pathologischen Hilfsbereitschaft den Zug verpasst und dann mal wieder eine ungeplante Tour de Suisse absolviert.
  • Einen üppigen Hintern in Neon-Leo-Leggins bewundert.
  • Einer Horde Aktivisten meiner Lieblingsspezies  aus sicherer konsumierender Distanz bei der Jagd zugesehen.
  • In der ersten Reihe ein Schaulaufen der Aarauer Dorfjugend genossen (auf Pflastersteinen – Slapstick vom Feinsten!).
  • Für die Ferien trainiert: eine nette Frau kennengelernt, mit der ich mich leider nur mit Händen und Füssen verständigen konnte (was ich selbstverständlich auch ausgiebig tat – gerade meine Füsse sind ja äusserst gesprächig).
  • Festgestellt, dass ein Milchkaffee im Selbstbedienungsrestaurant zu ordern meine motorischen und kognitiven Fähigkeiten massiv übersteigt.
  • Einen Gurt gekauft, den ich selber kürzen muss (das wird ein Fest, siehe Fähigkeiten oben).
  • Festgestellt, dass Nivea mein Lieblingsprodukt aus dem Sortiment gekippt hat (IHR SCHWEINE!!).
  • Freiwillig das 5fache der verordneten Spanischhausaufgaben erledigt (einmal Streber, immer Streber).
  • Mich über Fashion-Victims gefreut, die trotz tagelangem Styling aussehen wie ich aufgedunsene Wasserleichen.
  • Eine 15jährige um ihre Handtasche benieden.
  • Einen Erheiterungsausbruch einer Kioskfrau ausgelöst, weil ich als offensichtliche Raucherin keine Ahnung habe, wie meine präferierten Zigaretten heissen (die heissen ja alle anders als früher. Voll verwirrend!).
  • Bei der Zugansage „Nächster Halt: Gelterkinden!“ mal wieder nach Luft geschnappt – nicht schon wieder!! (geplant war Luzern  – Grrrrh!)
  • Meditiert: „Nutze dein GA. Nutze dein GA. Ommm.“
  • Mich bei einem fiebernden Familienmitglied zum Essen eingeladen (Tja. Wers draufhat, der hats drauf.).
  • Mich angesichts der Alpen mal wieder sehr patriotisch gefühlt.
  • Meine Neurodermitis in mehreren Sprachen verflucht.
  • In einem Restaurant einen Kamillentee bestellt und meine Hände darin gebadet (Hardcore, voll Hardcore).
  • Mich mal wieder diebisch gefreut, dass Herr Mittelland mich nun doch in Peru besucht.
  • Kurz sinniert, wie oft Herr Mittelland in Peru wohl gefragt wird, ob er Marihuana kaufen möchte (in Lissabon waren es mal 5mal an einem Nachmittag! Wahaha… Ok, nur wirklich lustig, wenn man Herrn Mittelland persönlich kennt).
  • Eine weitere To-do-before-holidays-Liste angefertigt (inklusive: Ein Shirt Grösse L kaufen mit Aufdruck: ‚I don’t smoke pot, I just look like!‘).
  • Einen weiteren Zug verpasst, weil ich am falschen Gleis gewartet habe (Also echt, ihr SBB-Fuzzis, tut mal was! Chippt mich und lotst mich per Sender in den richtigen Zug! Das kann doch nicht so schwer sein!!).
  • Meine allgemeine Debilität mal wieder mit meinem Beruf gerechtfertigt (funktioniert immer, tadellos!).
  • Mal wieder einen Buschauffeur verstört, indem ich ihn freundlich begrüsst habe.
  • Daraufhin ein beruhigendes Mantra gestartet: „Falscher Kanton. Omm. Falscher Kanton. Omm. Falscher Kanton. Omm.“
  • Mich ob der pinggeligen Pünktlichkeit schweizerischer Busse geärgert (Ey, ihr SBB-Fuzzis! Was ist mit all den Menschen, die sich vielleicht etwas verspäten, aber trotzdem mitfahren möchten? Hä?!)
  • Spanische Verben konjugiert („Yo como,¡tú cocinas!¡Rapido, rapido!)
  • Gestaunt, wie lecker gewisse Menschen trotz Fieber kochen können.
  • Für das fiebernde Familienmitglied aus Karmagründen im Gegenzug flugs einen missratenen leckeren Kuchen gebacken.
  • Einen Bahnhof entdeckt, an dem es tatsächlich keinen Aschenbecher hat. (Ey, SBB-Fuzzis! … Ach, vergesst es einfach.)
  • Am selben Bahnhof euphorisch festgestellt, dass heute mein Glückstag ist (was auf einem Plakat steht, muss so sein!).
  • Im letzten Zug ob der Konversationen der Mitreisenden frohlockt, dass ich meine Jugend definitiv hinter mir habe.
  • Zunge bei Fuss Locker flockig den letzten Bus heim erwischt.
  • Beim Öffnen der Haustüre sämtlichen Göttinnen gedankt, dass der blutige Kampf mit diversen Nagetieren und Blindschleichen unserer Raubtiere diesmal wenigstens auf dem Plattenboden erfolgt ist. (Wer mir noch einmal mit „Katzen sind reinliche Tiere!“ kommt, dem stopfe ich die sterblichen Überreste der erwähnten Beute in den desinfizierten Rachen, ¡verdad!)
  • Definitiv zu viel Tagebuch geführt.

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2 Kommentare

  • Antworten
    Frollein Leni
    5. Mai 2012 bei 08:10

    Oh liebe Änni, wie ich lese war Dein Tag genauso schön, unkompliziert und voll Freude wie meiner…. 😉
    Trotzdem, ich sollte beim lesen Deiner Ausführungen keinen Kaffee trinken, bzw dann auf keinen Fall lachen. Danke liebes Universum für die Erfindung der Papiertaschentücher!

    Liebe Grüße,
    Leni

    • Antworten
      aenni
      5. Mai 2012 bei 18:59

      Hoi Leni,
      „Unkompliziert“ ist wohl das zutreffendste aller Adjektive! 😉 Auf das unkomplizierte Leben!
      Liebe Grüsse,
      Änni

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