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Liebes Tagebuch XX.

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Als grosse #BackenAgianstTheCoronaKoller Aktion hatte ich für den heutigen Tag die Herstellung von Peanutbutter-Cheesecake geplant. Nun ja. Zumindest, so kann man mir zugute halten, habe ich heute tatsächlich ZUERST das ganze Rezept durchgelesen, bevor ich anfing, mit grossen Mengen Frischkäse herumzuhantieren. Ganz am Ende stand da: „Vor dem Verzehr mindestens 12 Stunden kühlen.“ Halleluja! Ich muss wohl nicht erwähnen, dass das Ende dieser Kühlzeit vom Zeitpunkt des Rezeptedurchlesens an weit nach Mitternacht gewesen wäre. Kurz dachte ich darüber nach, ob ich mir wohl eine Stirnlampe als Scheinwerfer auf den Velohelm montieren soll, um mit Emma der zwoten bei Nacht und Nebel meine gut 25km entfernte Kollegin zu beliefern, aber wie soll ich sagen, so lustig eine Velotour der Aare entlang bei Nacht auch klingt, ich hätte wohl kaum brauchbare Fotos schiessen können, und wie soll ich ohne Fotos bloss glaubhaft bloggen?

Jedenfalls, liebes Tagebuch, ich entschied mich dagegen und zauberte eine Alternative aus dem Ärmel: „Franzbrötchen“. Wer mich nicht gut kennt, weiss vielleicht nichts von meiner Schwäche für Hamburg im Allgemeinen und Franzbrötchen im Besonderen, aber bereits beim ersten Bissen in diese Symphonie aus Zucker und Fett vor gut 6 Jahren war es um mich geschehen. Nach ausgiebiger Internetrecherche und mehreren verstörenden Youtube-Tutorials mit komplett grenzwertigen Gestalten (ganz recht, die Back-Uschis in ihren Design-Küchen, die innerhalb weniger Sekunden gefilmter Interaktion mit ihrem Nachwuchs bereits erahnen lassen, was ihre Kinder in ein paar Jahren ihren Therapeut*innen alles erzählen werden) kam ich zum Schluss, dass die traditionelle Herstellung dieser Köstlichkeiten mein Backvermögen weit überschreitet. Schon die Herstellung des Teiges scheint eine mehrtägige Zeremonie zu sein, und so machte ich es mir einfach und zückte ein Fertig-Pack Blätterteig. Was dann folgte, war eine Aneinanderreihung von Enttäuschungen – aber ich will nicht alles schon verraten. Heute, liebes Tagebuch, habe ich nämlich auch noch:

Jedenfalls, liebes Tagebuch, im Detail hab ich heute:

  • Früher in den Tag gestartet als sonst
  • Mir grosse Mengen Kaffee eingeflöst
  • Bisschen gearbeitet
  • Irgendwann schliesslich das Backprojekt starten wollen
  • Festgestellt, dass in unseerer Wohnung innerhalb von knapp 3 Tagen schon wieder das komplette Chaos ausgebrochen ist
  • Zumindest einen Tisch abgeräumt (indem ich alles sich darauf befindende einfach auf dem anderen Tisch aufgetürmt habe – Marie Kondo ist ein Dreck dagegen!)
  • Den Blätterteig ausgepackt und dabei festgestellt, dass es sich um 1 runden Blätterteig und nicht um 2 rechteckige Blätterteige handelt
  • Bisschen geflucht
  • Den runden Teig mit dem Wallholz solange bearbeitet, bis sich ein filigranes Teig-Rechteck gebildet hatte
  • Das Rechteck halbiert und mich dabei wieder einmal UNFASSBAR clever gefühlt
  • Nach Rezept die flüssige Butter, den Zimtzucker und die Apfelstückchen auf die eine Hälfte geschmiert
  • Die zweite Teighälfte drauf gepappt und auch darauf flüssige Butter und Zimtzucker verteilt
  • Festgestellt, dass die flüssige Butter da einfach davonfliesst
  • Das Ganze gerollt und in „Trapeze“ geschnitten, danach stilecht mit einer Holzkelle eingedrückt
  • Die Teilchen in den Ofen geschoben
  • Während dem Backen bereits festgestellt, dass etwa die Hälfte der Butter und des Zuckers aus den Dingern rausläuft und auf dem Backblech verbrennt – der Blätterteig aber noch nicht fertig gebacken ist
  • Das Blech mit den „Franzbrötchen“ schliesslich aus dem Ofen geholt und mich über die verbrannten Zutaten geärgert
  • Das erste „Franzbrötchen“ verkostet und für völlig unauthentisch befunden
  • Mich wirklich richtig geärgert. Dass das Gebäck nicht so schmecken würde wie das Original in Hamburg, war von Anfang an klar, aber dass ich kostbare Lebensmittel verschwenden würde und das Ergebnis so lausig ausfallen würde, damit hatte ich nicht gerechnet.
  • Trotz allem ein grosszügig belegtes Sandwich für die geplante Velotour geschmiert
  • Kurz die Vermieterin angetroffen, die gerade dabei war, die Pumpe für das Regenwasser wieder zu installieren – was wirklich super ist, nun müssen wir kein Leitungswasser mehr für das Wässern des Gartens mehr verschwenden!
  • Meine Bauch-Weg-Hose montiert und grossflächig Sonnencreme verteilt
  • Das Gebäck in eine Guezli-Büchse gelegt und diese im Velokorb verstaut
  • Die zwei Adressen im tiefsten Aargau bei Google Maps eingegeben
  • Drauf los gebrettert und erst am Rand der Stadt bemerkt, dass ich meine super-duper-Fitnessuhr mit GPS nicht eingeschaltet hatte
  • Die nächsten 10km locker flockig zurückgelegt
  • Unterwegs einen Mann gesehen, der wirklich unheimlich breitbeinig auf einer Bank mitten in einer von der Polizei abgesperrten Zone sass – rundherum Sperrband
  • Gerätselt, ob das nun wohl unter „Corona-Spreading“ läuft
  • Bei einer – mittlerweile gut vertrauten – Brücke angehalten und bisschen Wasser getrunken
  • Dabei eine grosse Anzahl Militärangehöriger beobachtet, wie sie auf Militärschiffen auf der Aare herumpaddeln
  • Mich in den Arm gekniffen und danach nochmals hingeguckt, aber da waren immer noch Soldat*innen auf Militärschiffen zu sehen
  • Mich gefragt, welche Nation die wackeren Soldat*innen wohl auf ihren Schiffen zu erobern gedenken 
  • Auf das Fürstentum Liechtenstein getippt
  • Weitergeradelt
  • Irgendwann festgestellt, dass die Fitnessuhr die Strecke abgebrochen hatte – die Uhr wieder eingeschaltet
  • Mich von vielen „echten“ Radfahrern in ihren knappen Radlerhosen und ihren Angeber-Waden überholen lassen
  • Festgestellt, dass die zweite Hälfte der Strecke, die ich noch nicht kannte, fast noch schöner ist als die erste Hälfte
  • An vielen Rapsfeldern entlang gesaust
  • Ein und die selbe velofahrende Familie insgesamt 4mal überholt (was sollte ich machen, die fuhren deutlich langsamer als ich, überholten mich aber immer wieder, wenn ich irgendwo anhielt)
  • Ein Velofahrer-Paar, das in gut 10m Abstand mehrere Kilometer vor mir fuhr, durch das unablässige Scheppern meiner Guezli-Büchse vermutlich in den Wahnsinn getrieben
  • Durch einen wunderschönen Buchenwald gefahren
  • Kurz vor der Stadt links abgebogen, um einen kurzen Abstecher zu einem „nahe wohnenden“ Kollegen zu machen
  • Festgestellt, dass die Distanz in sein Kaff zwar überschaubar, die Steigung dagegen richtig, richtig fies ist
  • Die beiden alten Änn‘schen Sport-Axiome bestätigt bekommen: 1) ich bin wirklich langsam, aber zäh 2) es ist nicht die Distanz, es ist die Steigung, die mich killt
  • Beim betreffenden Briefkasten angekommen und die Backwaren vorsichtig auf die leeren Bierdosen im Milchkästli gelegt
  • Richtung Stadt gebraust und dabei einen kleinen Hügel hochgeschnauft
  • Hoch oben im Wald schliesslich einen herrlichen Blick auf die Stadt und den Fluss genossen
  • Den Hügel runtergebrettert, eine hübsche Brücke überquert und relativ schnell die richtige Adresse gefunden
  • Die Backwaren mangels Milchkästli in Alufolie gewickelt und auf den Briefkasten gestellt
  • Beim Rückweg Google Maps erstmal ignoriert – ich hatte keine Lust, durch die ganze Stadt zu fahren
  • Tatsächlich problemlos den Rückweg der Aare entlang gefunden
  • Mich für diese orientierungstechnische Höchstleistung ziemlich gefeiert
  • Das kilometerlange Radeln durch die wunderschöne, bewaldete Auenlandschaft so richtig genossen – das Spiel von Licht und Schatten im Buchenwald, eine Million verschiedener Grüntöne, Vogelgesang, frische Waldluft, praktisch keine Menschenseele – eine wirklich absolut traumhaft schöne Strecke
  • Auf einer grossen Brücke mit kitschiger Aussicht eine Rast gemacht und mit grossem Appetit das Sandwich verdrückt
  • Den Weg zurück nach Aarau gemütlich zurückgelegt, dabei festgestellt, dass sich nicht die Beinmuskulatur, sondern die Armmuskulatur bemerkbar macht – warum auch immer
  • Einer lieben Freundin das letzte, leider ziemlich verkrümelte Backwerk zukommen lassen
  • Danach auf den letzten Kilometer im Brückenland die herrliche Abendstimmung genossen
  • Ziemlich fix und fertig zu Hause angekommen
  • mir als erstes ein kühles Bier genehmigt
  • Zusammengerechnet: Durch diverse Unterbrüche im Tracking bin ich nicht ganz sicher, aber es dürften etwa um die 55km gewesen sein, die ich heute zurückgelegt habe
  • Lange mit einer Freundin geskyped
  • Dabei ein etwas überraschendes, aber total schönes Kompliment bekommen: „Du, mit deinen Haaren, du erinnerst mich ja immer an Heath Ledger.“ Ich meine, hallo, wer kann das schon von sich sagen?!
  • Ausgiebig geduscht und die Haare nach dem Waschen tatsächlich geföhnt, weil sie geföhnt halt eigentlich besser aussehen – was denkt ihr, wie lange hält diese Euphorie noch an? 1 Tag? 2 Tage??

Bis morgen!

Dein Änni

 

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Blätterteig, rund.
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Blätterteig, eckig. Ha!
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Soweit, so gut.
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Ziemlich viel verbrannte Ware.
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Nie wieder werde ich ohne Sandwich zu ner Velotour aufbrechen!
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On the road again.
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Man erkennt sie auf dem Bild kaum, aber: Die Aargauer Armada ist bereit zum Entern!!
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An manchen Stellen erinnert die Aare ja eher an einen See.
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Veronika, der Raps ist da.
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Ich sags ja nur ungern, aber die Flusslandschaft vor Brugg ist wirklich einmalig schön.
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Ein weiteres Brücken-Foto.
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Na, welche Stadt das wohl ist??
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Nette Ecke, man vergisst fast, dass man im Aargau ist.
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Hier Rad zu fahren hat fast was Meditatives.
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Am Wegesrand.
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Hübscher Ort für ein Päuschen.
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Gleiches Schloss wie neulich, andere Perspektive.
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Gutes altes Brückenland.
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Verdient. Aber sowas von.

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