Das war es nun also, das Corona-Osterfest, das ich komplett zu Hause und ohne meine Familie verbrachte. Wie soll ich sagen: Muss nicht nochmals sein. Auch wenn der Tag an sich gemütlich und beschaulich über die Bühne ging: Meine laute, chaotische und häufig anstrengende Familie fehlt mir. Es ist eine Leere da, die ich trotz hübscher Ostereier, einem reich gedeckten Osterbrunch und der Gesellschaft von meinem Freund nicht zu füllen vermochte. Ich bin traurig, dass ich meine Eltern nicht besuchen konnte, dass ich meine Nichten nicht sah, dass ich nicht mit meinen Geschwistern herumalbern konnte, sogar, dass ich mich nicht über den unerträglichen Lärm aufregen konnte, den die insgesamt 3 kläffenden Hunde in der Stube meiner Eltern jeweils produzieren. So bewusst mir auch ist, wie privilegiert meine Lebenssituation gerade in diesen Zeiten ist, wie gut es mir geht und wie wenig ich unter dem Lockdown im Vergleich zu vielen anderen leide, spurlos geht das Ganze auch an mir nicht vorbei.
Es war alles in allem einfach ein sehr merkwürdiger Tag, aber trotz allem hab ich nicht nur Trübsal geblasen. Ich nämlich auch:
- schlaftrunken und im Pyjama den Tisch für den Brunch gedeckt
- Den (grossen!) Osterfladen, den ich letzte Nacht um halb 2 in einem Anfall gebacken hatte, kritisch beäugt: Wer das alles essen sollte?!
- Meinem Freund verboten, das Wohnzimmer zu betreten, bevor ich alles parat gemacht hatte
- Mir ein hübsches Kleid angezogen und mich nicht nur frisiert, sondern sogar geschminkt (das erste Mal seit… ich hab den Überblick verloren, 4 Wochen?…)
- Dabei grinsend an die „Fest“-Definition meines Patenmädels (aka Nichte 1), damals 5, gedacht: „Ein ‚Fest‘ ist es, wenn es einen Tisch voll mit Essen hat und Gotti Änni ein schönes Röckli trägt.“
- Meinem Freund schliesslich den Osterbrunch und mein Röckli präsentiert
- Seine nicht jugendfreien Kommentare zu letzterem vornehm ignoriert
- Beim Eiertütschen gegen meinen Freund haushoch verloren
- Ihn des Betrugs beschuldigt, das Verfahren jedoch mangels Beweisen einstellen müssen
- Sehr viel Osterfladen und sehr viele Schoggieier gegessen
- Nach einer Stunde tatsächlich festgestellt, dass der riesige Osterfladen bereits um die Hälfte geschrumpft ist
- Viel Zeit auf meiner blitzblank sauberen Terrasse verbracht
- Den Garten gewässert und die Terrasse dabei schon wieder ziemlich eingesaut
- Einen wunderhübschen, orange-weissen Schmetterling dabei beobachtet, wie er vom Nachbarsgarten in unseren und wieder zurück gaukelt
- Bisschen Zeit auf Social Media verbraten
- Mich bisschen gelangweilt
- Meinem Freund erzählt, dass ich mich langweile
- Mich daraufhin zu diversen nicht jugendfreien Aktivitäten anstiften lassen
- Die Tatsache, dass ich aufgebrezelt wie lange nicht mehr bin, genutzt und diverse Selfies geschossen
- Meinen Freund genötigt, ein Foto von mir zu machen – wenn im RL schon niemand mein Outfit bewundern kann, dann doch wenigstens virtuell
- Festgestellt, dass ich leider immer noch nicht fotogen bin
- Mit meinem Freund über Marketing und Formulierungen diskutiert (er bastelt an Texten für eine Website, deren Inhalt gelinde gesagt nicht wirklich zu seinem Fachgebiet gehört)
- An einem längeren Text gearbeitet und festgestellt, dass ich das wirklich mag – ich schreibe gerne einfach drauf los, wie hier in dieser Tagebuch-Serie, aber ich mag es auch, an bestehenden Texten zu feilen, sie zu verbessern, bis ich wirklich zufrieden damit bin
- Just bevor mein Freund zur Arbeit fuhr, ihn noch informiert, dass er mir morgen die Haare färben muss (Zeitdruck ist bei dieser Art Informationen essentiell!)
- Noch mehr Schokolade und Osterfladen gegessen
- Mit meiner Mutter und meinem Vater telefoniert
- Mir irgendwann einen Salat geschnibbelt, um wenigstens den Anschein zu wahren, gesund zu essen
- Danach ein weiteres Stück Osterfladen gegessen
- Mit meinem nach Hause kommenden Freund die beiden Schokohasen geköpft
Bis morgen!
Dein Änni






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