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Liebes Tagebuch XVI.

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Heute war ich unheimlich fleissig. Wie schon ganze Generationen weiblicher Angehöriger der Familie Ä vor mir hab ich unsere Bude am Vortag eines hohen Feiertags auf Hochglanz poliert. Ob mein Putzwahn wohl in einem kausalen Zusammenhang mit meinem Zyklus stand? Gut möglich, dass die Inkas auch darauf eine Antwort parat gehabt hätten. Da die mittlerweile aber allesamt mausetot sein dürften, werden wir es wohl nie erfahren. Jedenfalls, liebes Tagebuch, das ebenfalls traditionsreiche Ä‘sche Eierfärben verlief dieses Jahr gänzlich anders als die 37 Jahre zuvor. Ob ich meinen Freund tatsächlich dazu überzeugen konnte, mit mir rohe Eier mit Grünzeug einzubinden? Stay tuned:

Heute habe ich

  • Meinen Freund ungeduldig aus dem Schlaf gerüttelt – ja, das läuft sonst immer anders rum, aber heute war schliesslich ein wichtiger Tag!!
  • Im Dorfladen frisches Brot, zwecks Bestechung meines Freundes zwei Buttergipfeli und an der Käsetheke eine gute Auswahl leckeren Käses geholt
  • Mit meinem Freund ausgiebig gefrühstückt
  • Die abzusehende Diskussion um die Eierfärberei wieder aufgenommen (Höhepunkte seiner Argumentation: „Stundenlange Arbeit, damit man die Schale dann in den Kompost wirft“ – „du könntest doch stattdessen einfach Oster-Omeletten machen und bisschen Lebensmittelfarbe reinschütten?!“ – „es gibt doch auch bereits gefärbte Eier zu kaufen?!“)
  • Ihn mithilfe einiger schmutzigen Tricks SELBSTVERSTÄNDLICH dazu gebacht, leise schimpfend ein paar Eier einzubinden
  • Vergeblich versucht, mir das triumphierende Grinsen einigermassen zu verkneifen
  • Trotz meines Triumphes meine Schwestern, Nichten, Eltern sowie die von Jahr zu Jahr origineller werdenden Ausreden meiner Mutter, warum sie LEIDER nicht mitmachen kann, vermisst
  • Sorgfältig die Gebrauchsanweisung der gekauften Naturfarben durchgelesen
  • Mich angesichts der Tatsache, dass wir nur 3 Töpfe besitzen, dann doch der Vernunft gebeugt und mich auf 3 Farben beschränkt
  • Die auserkorenen Farben aufgekocht
  • Voller Zuversicht die Eier in die verschiedenen Töpfe gelegt
  • Beim Rausfischen der gekochten Eier ziemlich geschluckt: Abgesehen vom Blauholz hatte nichts so richtig gefärbt
  • Kurzerhand die Reste der Packungen in dei Töpfe geleert und mit dieser Farbdosis nochmals paar Eier gekocht
  • Beim Auskühlen lassen der Eier leider nicht bedacht, dass die zartgrünen Eier besser nicht in der pinken Pfütze der anderen Eier liegen sollten
  • So sehr „individuelle“ Färbungen erhalten
  • Eingesehen, warum ich beim Familien-Eierfärben mit meinen Schwestern, Nichten und Eltern immer nur einbinden und auswickeln, nicht aber färben durfte
  • Mir beim abkratzen der Pflanzenrückstände auf den Eiern meine Fingernägel komplett ruiniert
  • Mich schliesslich über die etwas blassen, aber doch schönen Eier gefreut
  • In einem Kraftakt die völlig dreckige Terrasse zuerst auf den Knien, dann mit einer Fegbürste und schliesslich noch einem Mopp geschrubbt
  • Mit den nackten Füssen im Wasser herumgeplantscht und festgestellt, dass ich das viel zu selten mache
  • Den Garten gewässert
  • Beim Blick auf den Wohnzimmerboden festgestellt, dass meine „barfuss in den Garten und wieder zurück“-Strategie vielleicht doch keine gute Idee war
  • So ziemlich die ganze Wohnung feucht aufgenommen
  • Dabei an mein längst verstorbenes Grosi gedacht, das in meiner Kindheit vor Ostern jeweils die ganze Hütte (und die war gross!!) geschrubbt hatte
  • Irgendwann gemerkt, dass mein Freund schon bald zur Arbeit muss und wir schon wieder beide abgesehen vom Frühstück noch nichts gegessen haben
  • Das Kunstück vollbracht, in einer komplett verdreckten und überstellten Küche in 20 Minuten eine nahrhafte Mahlzeit herzustellen
  • Mit meinem Freund gespiesen und ihn verabschiedet
  • Mir das erste Badezimmer vorgenommen
  • Mich an all die Jahre meiner beruflichen Tätigkeit erinnert, in denen ich pro Woche mindestens 4 Badezimmer geputzt habe
  • Kurz sinniert, dass mein Leben irgendwie einfacher war, als ich noch nicht wusste, wie man richtig putzt (und auch so gut wie keine Schmerzgrenze in Bezug auf Dreck und Unordnung kannte)
  • Mich schon wieder an die sagenhafte WG mit James (und zwei weiteren Mitbewohnerinnen) erinnert – irgendwann schreib ich nen Blogbeitrag dazu, ich meine, ich hab einige irre WGs erlebt, aber diese schlug wirklich sämtlichen Fässern den Boden aus
  • Mich danach wieder einmal darüber geärgert, dass diese Wohnung, so klein sie auch ist, tatsächlich über ZWEI Badezimmer verfügt
  • Mir eine lange Pause auf der Terrasse gegönnt und dabei dem Universum wieder einmal dafür gedankt, dass wir hier wohnen dürfen (naja, wir waren davor ja auch nur 4 Jahre auf Wohnungssuche)
  • Mich schliesslich mit knapper Not dazu zwingen können, auch das zweite Badezimmer zu putzen
  • Festgestellt, dass sich im hinteren Klo, das ich fast nie benutze, unschöne Verfärbungen abzeichnen
  • den letzten Rest Javel-Wasser reingeschüttet und auf ein Wunder gehofft
  • Die Riesensauerei in der Küche lieber fotografiert als beseitigt
  • Festgestellt, dass man den Esstisch mal wieder ölen könnte (alles ist besser als eine verdreckte Küche aufzuräumen)
  • Spontan beschlossen, auch noch den von WInd und Wetter gezeichneten Gartentisch zu ölen (ja, wirklich alles)
  • Beim Blick in die Küche kurz in Erwägung gezogen, einfach alles abzufackeln und das Land zu verlassen – mir in Erinnerung gerufen, dass das jetzt gerade nicht der beste Zeitpunkt ist für sowas
  • Mich schliesslich doch noch überwunden, die Küche aufzuräumen
  • Beim Reinigen der Osterfarben-Töpfe festgestellt, dass es wohl einen guten Grund gab, warum meine Grossmutter „Färbetöpfe“ hatte, die sie nur einmal im Jahr zum Eierfärben benutzte
  • Schliesslich mit letzter Kraft die Küche geputzt
  • Auf der Terrasse gemütlich eins geraucht, in die Sterne geguckt und mir vorgestellt, dass mein Grosi von da oben runtersieht und sich über meine Oster-saubere Wohnung freut

Bis morgen!

Dein Änni

 

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Erst mal Frühstück.
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MUAHAHAHAHAHA!!!!
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Normalerweise sind es 80 Stück – dieses Jahr nur 12.
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Ne ziemliche Sauerei.
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Sind die hübsch oder sind die hübsch??
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Man beachte die „originelle“ Färbung…
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Hoppla.
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Eine Heidenarbeit.
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Einfach, aber lecker.
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Und das, liebe Freunde, ist der Grund, warum ich wohl doch nie als Lifestyle-Influencerin meine Brötchen verdienen werde.
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Frisch geölt.
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Mit letzter Kraft, ich sags euch.

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