Es ist soweit: Auch ich bin vom Alterungsprozess nicht ausgenommen. Die magische 30 ist erreicht, und auch wenn die prophezeite Sinneskrise ausblieb, so ist doch die Gelegenheit für eine Bilanz gegeben. Wenn ich zurückdenke an die Vorstellungen, die ich mit 15, 16 von meinem dreissigjährigen Ich hatte, so fallen doch einige Differenzen an…
„Mit 30 bin ich…
- verheiratet. (Öhm, Nein.)
- Mutter. (Das hätte ich bestimmt bemerkt.)
- erfolgreiche Akademikerin. (Haha…)
- Autorin mindestens einer angesehenen Publikation. (Wenn man meinen Blog-Eintrag zum Thema „Tue wine More – Ethymologische Abhandlung“ nicht mitzählt – leider Nein!)
- so wohlhabend, dass ich mich zum „Mittelstand“ zähle. (Da ich letztes Jahr meine gesamten Ersparnisse für den gescheiterten Trip verbraten habe: Nee!)
- weit gereist. (Leider nicht so weit, wie ich mir das vorgestellt habe.)
- gut organisiert und ordentlich. (Wie konnte ich nur annehmen, dass sich meine Persönlichkeitsstruktur alleine durch den Alterungsprozess dermassen verändert?!)
- gut gekleidet. (Kurz vor meinem 30. Geburtstag habe ich mir den ersten Blazer meines Lebens gekauft. Wenn das als „gut gekleidet“ durchgeht, dann Ja!!)
- regelmässig beim Coiffeur und der Kosmetikerin. (Ich war in meinem Leben noch nie bei einer Kosmetikerin, und ich färbe meine Haare aus Kostengründen wieder selber, wie mit 16 – bloss nicht mehr mit Henna…)
- immer noch so cool, dass ich mein Piercing und gut versteckte, coole Tattoos trage. (Ich habe mein Piercing letzten Sommer definitiv entfernt, und die Tattoos habe ich glücklicherweise nie stechen lassen.)
- politisch aktiv. (Nein. Meine Prioritäten haben sich so verändert, dass ich mich in erster Linie um mein eigenes Leben kümmere – abstimmen gehe ich aber immer noch.)
- nebenamtlich gefragte Journalistin. (Wahaha… von meiner Berichterstattung vor 10 Jahren zu Frauenschwingfesten, Hardrockkonzerten etc. mal abgesehen: Nicht wirklich!)
- an den Wochenenden an coolen Parties. (Als Mutter?! Ich war schon sehr naiv mit 16… Und nein, trotz Kinderlosigkeit gammle ich an Wochenenden häufig auf dem Sofa herum.)
- Mieterin einer coolen Altbauwohnung in Bern. (Hust… Nein. Ich bin Mieterin einer baufälligen Bude in der Provinz, ausgerechnet im Grossraum Olten.)
- …“
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Ja, es hat sich alles etwas anders entwickelt, als angenommen. Andererseits: Dass man sich auch mit 30 noch nicht als „endgültig erwachsen“ empfindet, ist ja per se nichts schlechtes. Und dass mein Leben nicht ganz so gradlinig und „erfolgreich“ verlaufen ist, hat dazu geführt, dass mein Horizont massiv erweitert wurde – ich habe viele Erfahrungen gemacht, die ich nicht missen möchte, und, was am wichtigsten ist: Ich habe gelernt, zu scheitern, und ich habe gelernt, danach wieder aufzustehen und weiterzumachen.
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Auf die nächsten 30 Jahre!
6 Kommentare
seifenblasenbeats
27. Januar 2013 bei 19:58Genau, auf die nächsten 30 Jahre! Ich wünsche dir ein tolles neues Lebensjahr liebe Änni!! Auf dass es mehr fetzt als das Letzte und dass du immer rundum glücklich und fröhlich bist und wie ein Reh über die Wiese springst! 🙂
Änni
2. Februar 2013 bei 23:54Danke schön! Der Vergleich mit einem Reh passt hervorragend, so grazil, elegant und anmutig wie ich mich durch die Weltgeschichte bewege… haha, nicht wirklich. Rhinozeros passt nicht schlecht! Aber ja, es geht mir deutlich besser als auch schon, und ich bin bereit für neue Abenteuer… 🙂
Liebe Grüsse,
Änni
Elke
28. Januar 2013 bei 05:26… auch von mir alles Gute … nur an Stelle von ‚Reh springen‘, halt ‚kangaroo huepfen‘ …,
aenni
3. Februar 2013 bei 00:04Vielen Dank! Känguruhs sind cool, ich wollte, ich hätte derartige Sprunggelenke!
lavendelkinder
30. Januar 2013 bei 09:26Liebe Änni,
dreißig, oder, wie man im Rheinland sagt, drissisch, ist ein gutes Alter, wirste sehen.
Liebe Grüße und Glückwünsche, hoffentlich haste ordentlich was abgesahnt.
Britta
aenni
3. Februar 2013 bei 00:10Hi Britta,
Das hoffe ich doch sehr! Und ja, ich hab abgesahnt: Mein Freund lädt mich zu einem Weekendtrip nach Paris ein! Juchu! Ich war noch nie in Paris…
Liebe Grüsse,
Änni