Liebe LeserInnen nah und fern… Mich deucht mit Schrecken, dass der Bildungsaspekt meines Blog seit der fulminanten archäologischen Abhandlung zum Thema Maya-Prophezeiung arg zu kurz kam. Skandal! Schliesslich habe ich als diplomierte Supernanny per definitionem einen Bildungsauftrag, und wo könnte ich besser bilden als hier? (Und wo würde ich Bildungsbedürftigere finden als hier? Hüstel.)
Wohlan denn, ihr Auserwählten, seid bereit für ein weiteres Kapitel der Serie „Änni erklärt’s!“, fetzig aufbereitete historische Fakten mit Insider-Anekdoten und anschaulichen Quellen.
Heutiges Thema:
Die Bircherraffel: Segen und Folter – Ein historischer Abriss.
Da ich doch schwer hoffe, dass mein Publikum hier nicht den bildungsfernen Schichten angehört, setze ich voraus, dass euch der Begriff „Birchermüesli“, oder, wie es unsere Nachbarn im hohen Norden nennen, „Birchermüsli“, geläufig ist. Und vielleicht kennt ihr auch die abgelutschte Geschichte um einen Arzt, ausgerechnet einen Aargauer (!) namens Maximilian Oskar Bircher-Benner, der im Rahmen seiner Ernährungstheorie diese „Apfeldiätspeise“ unter seine Patienten brachte, welche später unter seinem Namen vermarktet werden sollte. Was ihr aber vielleicht nicht wisst: Kein Aargauer (natürlich nicht!), auch kein Arzt hat diesen Exportschlager wirklich erfunden. Der vornehme Doktor Bircher hatte das Gericht nämlich geklaut, und zwar von einer Alp, wobei die Vermutung nahe liegt, dass dort niemand anderes als die Vorfahren meiner königlichen Änniheit lebten, eine Familie, die schon immer ihrer Zeit voraus war. Wie auch immer, was ihr aber GARANTIERT nicht wisst ist folgendes: Die Geschichte des Birchermüeslis und somit auch die der zugehörigen Bircherraffel ist noch unendlich viel älter. Bereits die alten Römer kannten die Bircherraffel, unter dem Namen „affrictus improbus„, die „niederträchtige Raffel„. Damit rieben die niedrigsten Sklaven ihren feinen Herren ein Mus aus frischem Obst, wobei hoher Blutverlust und/oder Gewebestücken dazu führte, dass die Speise nicht annähernd vegetarisch war.
Später dann, im Zuge der spanischen Inquisition, mutierte die Raffel endgültig zum zweckentfremdeten Folterinstrument. Die Ungläubigen wie auch die der Hexerei bezichtigten Zeitgenossinnen und Zeitgenossen mussten oft tagelang Äpfel raffeln, bis sie kaum noch Haut an den Händen hatten. Ihr glaubt mir nicht? Die katholische Kirche bestreitet diese Unmenschlichkeiten bis heute, doch ich kann es beweisen: Folgende Darstellungen aus dieser Zeit belegen die Bircher-Folterungen eindrücklich:
Angesichts dieser historischen Gegebenheiten erstaunt es nicht wenig, dass die Bircher-Raffel auch heute noch zu den perfidesten, schmerzhaftesten und ungeliebtesten Erfindungen seit Anbeginn unserer Zeitrechnung!
–
2 Kommentare
lavendelkinder
23. April 2013 bei 18:44Liebe Änni,
hab ich es doch geahnt, dass Deine Vorfahren bei dem Geraffel die Finger im Spiel hatten.
Was ist denn das eigentlich mit den Aargauern? Stimmt bei denen was nicht? Tragen die alle ein Ausrufezeichen unterm Arm und dann weiß die Welt, aha, ein Aargauer?
Bitte schließe mir auch diese Bildungslücke, damit ich beruhigt schlafen kann. Danke.
Liebe Müesli-Grüetzlis,
Britta
Änni
23. April 2013 bei 19:30Grützi Grützi, Britta!
Ach, die Aargauer. Da muss ich derart weit ausholen, das würde einen eigenen Beitrag füllen. Kurz gesagt: Mit dem Kanton Aargau stimmt tatsächlich so einiges nicht. Nicht jedem Aargauer oder jeder Aargauerin merkt man die Kantonszugehörigkeit einfach so an (ausser man hat ein feines Ohr für ihren grauenhaften Dialekt), was auch bedeutet, dass es durchaus sehr nette Aargauerinnen und Aargauer gibt – ich arbeite seit mehreren Jahren in diesem Kanton, und habe im Zuge dessen meine Vorurteile zu revidieren versucht. Eine gewisse Abneigung diesem Kanton gegenüber bleibt. Die Gründe dafür werde ich demnächst hier posten, obwohl die Auflistung wohl rational gesehen nicht wirklich nachvollziehbar sein wird.
Bis dahin liebe Grüsse aus dem wunderbaren Kanton Solothurn,
Änni