Prolog
Als Opfer der heutigen Zeit, jedem noch so fragwürdigen Trend nachrennen zu müssen, sehe ich mich gezwungen, die gefühlt hundertdrölfzigmillionste Abhandlung zum Thema Maya, Prophezeiungen und Weltuntergang zu verfassen. Wie soll ich sagen, meine Affinität zur Esoterik, zu Prophezeihungen, zu Historik und blutrünstigen Details lässt mir keine Wahl – schon Klein-Änni war, wie es sich für eine penetrante Klugscheisserin gehört, von den Mayas, den Inkas und den Azteken fasziniert, und es war nicht nur Indiana Jones zu verdanken, dass einer meiner kreativen Berufswünsche nichts anderes als Archäologin war (sobald ich das korrekt aussprechen konnte, versteht sich!). Warum ich das euch erzähle? Nun, ich will euch nur demonstrieren, dass eine Abhandlung von meiner Seite fachlich auch wirklich qualifiziert daher kommt!
———————————————————————————————–
Es war irgendwann vor langer Zeit in einem öden Maya-Kaff im heutigen Mexiko, als Nahil, ein hormongeplagter Maya-Teenager mitten in der ärgsten Pubertät, die Geduld seines Lehrers mit offensichtlichem Coca-Rausch wie auch mit primitiven Witzen über die Schw…länge des Gott Hun Chouen, der in einen Affen verwandelt wurde, dermassen ausreizte, dass er zu Strafaufgaben verdonnert wurde. „Du meisselst jetzt unseren gesamten Kalender in Stein, bis zum 13. Baktun*!!“
Nahil war wenig motiviert, doch sein gestrenger Lehrer band ihn in der sengenden Hitze kurzerhand an einem riesigen Felsblock fest und gelobte, ihn erst wieder loszubinden, wenn der Kalender mit den 13 394-Jahreszyklen in den Felsen gemeisselt sei. Nahil, einigermassen erwacht aus dem Coca-Rausch, fluchte erst eine Weile lasterhaft vor sich hin, meisselte danach jedoch in Ermangelung jeglichen Handlungsspielraums mit wenig Enthusiasmus die 13 Baktun in den Stein. Er konnte es sich danach jedoch nicht verkneifen, noch einen dummen Spruch hinzuzufügen: „… und dann steigt Bolon Yokte, der Kriegsgott, auf die Erde runter – und dieser Scheiss ist endlich zu Ende!!“
————————————————————————————————
Epilog
Wie hätte Nahil auch wissen können, dass Jahrhunderte später eine Horde Verwirrter eben diesen Felsen entdecken, ihre christlich geprägte Vorstellung der Apokalypse auf das Ende seiner Strafaufgaben, nämlich das Ende des 13. Baktun bzw. den 21. Dezember 2012, sowie auf seine wenig originelle Verwünschung projizieren würde? Hätte ihm das einer prophezeit, wäre Nahils Reaktion vermutlich so oder ähnlich ausgefallen: „Krass, Alter! Schieb mal Coca rüber!“
–
*ein Baktun ist gemäss Wikipedia eine 394jährige Zykluseinheit im Maya-Kalender.
Mit einem Zaubestab bewaffnet, latent sarkastisch, chronisch verpeilt und nur dezent grössenwahnsinnig.
2 Kommentare
lavendelkinder
19. Dezember 2012 bei 21:26Liebe Änni,
es fällt mir nicht leicht, mich wieder zu beruhigen. So wie es aussieht, werde ich in den nächsten Tagen immer wieder in entspannt-hysterisches Weltuntergangskichern ausbrechen.
Das kommt davon, wenn man in Anwesenheit von Lehrern Witze über Gott macht. Welchen auch immer.
Änni, you made my day. Danke.
Grützelis,
Britta
aenni
20. Dezember 2012 bei 19:46Schön, wenn dich meine wissenschaftlich fundierten, sorgfältig recherchierten archäologischen Erkenntnisse aufheitern 🙂 Hihi. Das Lustige daran: Den Affenschw…gott gabs tatsächlich. Und wer weiss, vielleicht hat sich das Ganze ja wirklich exakt so zugetragen?! Wer weiss das schon, abgesehen von Nahil und seinem Lehrer…
Liebe Grüsse,
Änni