Ich bin ja nicht Mani Matter, aber beim Coiffeur muss ich häufig an ihn denken, dem Held meiner Kindheit, dessen Liedgut anno dazumals in der Familie Ä rauf- und runtergedudelt wurde (und mit meiner Interpretation von dessen „Sidi Abdel Assar vo El Hama“ auf einer schlecht gestimmten Gitarre ich Jahre später meine bunte Mitbewohnerschaft beglückte, aber das nur am Rande). Jedenfalls, wer Mani Matter nicht kennt, soll a) sich schämen, b) hier den Liedtext nachlesen und c) folgendem Zitat besondere Aufmerksamkeit schenken:
„Es metaphysischs Grusle het mi packt im Coiffeurgstüel!“
Wohl wahr, Mani. In meiner Coiffeurbesuchs-Karriere hat mich schon sehr oft dieses metaphysische Gruseln heimgesucht. Meist exakt zu dem Zeitpunkt, wenn die mehr oder weniger motivierte Haarkunsts-Fachkraft ein letztes Mal an meiner Mähne herumgezupft hat und mir dann mit einem gefährlich zahnlastigen Grinsen die Frage aller Frage gestellt hat: „Na, wie findest du es?!“ Meinem ergebenen Aufblicken in den ominösen Spiegel folgte, je nach Ausführung a) „ich mach dir schön viel Volumen, gell?!“ bzw. b) „komm, wir machen mal was total anderes und strecken dir die Haare, gell?!“ ein durchaus übernatürliches Grauen, das ich mit der Zeit gekonnt zu überspielen wusste, so dass ich weder am ganzen Körper zu zittern begann, noch mich würgend übergab, nicht mal mehr hörbar nach Luft schnappte. Das Entsetzen ob dem verstörenden Anblick messe ich seit einigen Jahren auf zwei verschiedenen Schreckens-Skalen: Für Ausführungen à la a) die „Schaf-Skala“, für Ausführungen à la b) die „Willy-Wonka-Skala“ (Skalieren ist wichtig, lernt man spätestens als Sozpäd!).
Liebe Angehörige der Friseurs-Zunft: Ich mache euch keinen Vorwurf. Im Laufe der Jahre war ich bei billigen Coiffeuren, bei normalen Coiffeuren, bei teuren Coiffeuren, sogar bei exklusiven Coiffeuren. Viele davon haben mir die Haare tadellos geschnitten, einige sogar tadellos gefärbt, gesträhnt, was auch immer. Dass ich nach dem Friseurtermin jedoch trotzdem immer entweder wie ein Schaf auf Speed oder aber wie Willy Wonkas durchgeknallter Cousin aussehe, kann statistisch gesehen unmöglich an den jeweiligen Coiffeusen liegen, sondern, und jetzt wirds bitter, vermutlich einfach nur an meinen Haaren. Was solls, mittlerweile nehme ich immer, wenn ich mich alle 8 Monate zu einem Coiffeurtermin überwinden kann, ungeachtet der Jahreszeit eine voluminöse Mütze mit und suche gleich nach meinem pseudo-enthusiastischen „Oh, sieht super aus!“ fluchtartig das nächste öffentliche Klo samt Spiegel auf und unterdrücke unterwegs den Drang, entweder jämmerlich zu blöken oder ein psychedelisches Oompa-Loompa-Lied zu trällern.
2 Kommentare
lavendelkinder
30. Dezember 2013 bei 22:28Einer meiner Vorsätze für das neue Jahr ist, mir nicht einmal die Haare schneiden zu lasse. Nicht zweimal, nicht dreimal, nein, keinmal ist der Vorsatz. Haare werden nicht geschnitten sondern werden wachsen.
Denn ich fürchte mich vor Coiffeuren.
„Wir machen mal was total anderes!“
Hilfe! Hilfe! Hilfe!.
Du bist so tapfer.
Und es wächst ja auch alles wieder.
Änni
31. Dezember 2013 bei 12:58*blööök* meist ist nicht der Schnitt das Verstörende, sondern die Föhnfrisur, die mir nach dem Schnibbeln verpasst wird. Aber ich kann dich verstehen. Friseurtermine kosten nicht nur Bares (womit wir beim nächsten Thema wären: 115 CHF für einen Schaflook, meine Fresse!!), sondern in erster Linie Nerven und ein abgrundtiefes schlechtes Gewissen: „Iiih, wann hast du die zum letzten Mal schneiden lassen?! Gottchen, sind die splissig… Aber du weisst schon, dass du dir regelmässig eine Haarpackung machen musst?!… Meine Güte… Und dann dieser Haargummi, der macht deine Haare total kaputt!!… Etc. etc.“
Hüstel. Haarige Grüsse, Änni