Lebenslage

Änni heiratet.

VORSICHT!! SARKASMUS!! VORSICHT!! SARKASMUS!! VORSICHT!!

Liebe Familie, lieber Freund, liebe Bekanntschaft: Änni hat endlich geheiratet.

Es war eine kleine, aber feine Zeremonie auf einem Kunsthandwerkmarkt in Recoleta, Buenos Aires. Änni fragte den Künstler in lupenfreiem Spanisch, woraus seine Ringe denn gemacht seien. Aus Alpaca, antwortete der ältere Herr mit feierlichem Gesichtsausdruck. Alpaca?! Änni stutzte. Sie war tatsächlich auf der Suche nach einem warmen Halstuch aus Alpaca – aber nicht unbedingt, um es um den Finger zu wickeln. Ausserdem sahen die metallisch glänzenden Fingerringe auch nicht wirklich warm aus. Aus Silber? No, sagte der Mann, die links seien aus Silber. Die kosteten allerdings mehr als das Doppelte, fügte er hinzu. Alpaca?! Si, alpaca. Änni war mal wieder ziemlich verwirrt. Sie probierte den präferierten Ring an. Ein dreiteiliger Ring, drei kleine Ringe, die in sich verschlungen waren. Wirklich hübsch. Und mit ca. 5 USD auch erschwinglich – besonders, da sie selbstgemacht seien, wie der Herr meinte. Änni grübelte. Ob sie sich wohl gleich zu Beginn des Marktbesuches zum Affen machen sollte? Warum eigentlich nicht, entschied sie, dann war das gleich abgehakt. Also wühlte sie in ihrem Ruckseckli mit viel Gedöns das Wörterbuch hervor. Como se escribe? Wie schreibt man es? Der Mann lacht und schreibt das Wort auf einen Fresszettel. Alpaca. Hä?! Änni blättert und blättert. Alpaca ist nicht drin im kleinen Dictionaire. Nun gut. Está similar de plato? Ist es ähnlich wie Silber? Si, si, der Mann nickt eifrig. Es sei eine Art Silber. Änni probiert den Ring erneut. Gut, ich nehme ihn, verkündet sie dem Verkäufer feierlich. Der Mann strahlt und nimmt die 20 Pesos in Empfang. Muchos Gracias! Änni streift den Ring über und erklärt sich hiermit zu Frau und Frau. Der Mann aplaudiert zwar nicht, scheint aber deutlich gerührt von dieser Zeremonie. Er wünscht Änni einen schönen Tag und schneuzt kräftig in sein Stoffnastuch. Änni selbst muss diesen wichtigsten Moment in ihrem Leben erstmal verdauen. Sie kauft sich einen halben Liter frischgepressten Orangensaft auf dem Markt, für den ganze 6 unschuldige Orangen sterben mussten. Fast so gut wie ein Tieropfer, beschliesst Änni, und stösst mit sich an. Auf die Ehe!

 
 
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Der Opfertrank

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Was vorher geschah:
Ännis Mama gab Änni nicht nur ausgerechnet einen keltischen Resiesegen  mit auf die Reise, sondern auch den dringenden Rat, sich endlich einen „Ehering“ zu kaufen. Ja, Änni ist definitiv liiert, aber sie hasst Ringe, und sie hat in ihrem Leben noch nie auch nur einen Freundschaftsring getragen.
 
(Den Ring, den ich mit 7 trug, war an meinem rechten Zeigfinger und diente einzig dem Zweck, dass ich als Legasthenikerin in der Schule rechts und links besser unterscheiden konnt!)
 
Änni erklärte ihrer Mama, dass das bestimmt gut gemeint sei, aber dass es doch etwas zu abgefahren sei, sich selber einen Ring zu kaufen. Die Mama insistierte, dass Änni als alleine reisende Frau in streng katholischen Länder der Männerwelt sonst hilflos ausgeliefert sei. Wie immer fügte sich Änni seufzend den Argumenten ihrer Mama und begab sich demnach auf den erwähnten Markt in Recoleta, Buenos Aires.
 
 
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Taetaetaetae…taetaetaetae…

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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4 Kommentare

  • Antworten
    Novemberregen
    11. Juni 2012 bei 08:32

    Alpaca ist einé Handelsmarke, bei dem Material handelt es sich um „Neusilber“. Das ist eine silbrig schimmernde Legierung aus Cu, Ni, Cn, oftmals noch mit versilbert. Lustigerweise heißt es auf Spanisch auch „plata alemana“ – schade, dass das der Verkäufer nicht gewusst hat, sonst wäre die Verwirrung perfekt gewesen 😉 Und: im deutschen heißt es, wenn die Versilberung durch Galvanisierung erfolgte, Chinasilber. Hihi.

    • Antworten
      aenni
      12. Juni 2012 bei 01:26

      Hola, Señora Novemberregen!
      Haha. Vielen Dank. ich hab das Ding auch gegooglet, Neusilber sagt mir jedoch ehrlich gesagt nichts. Ich kann nur vermuten, dass es wohl schneller anlaeuft oder stumpf wierd als Silber. Chemie ist leider gar nichts meins.. Die Naturwissenschaften feierten ein Fest, als ich meine Matur endlich hinter mir hatte 🙂
      Ich staune jedoch ueber deine profunden Kenntnisse dieser Materie. Chapeau!
      Liebe Gruesse,
      Aenni

      • Antworten
        Novemberregen
        14. Juni 2012 bei 07:09

        Ja, man wundert sich selbst immer, was man alles noch so weiß. Ich hab früüüüüüher 2 Jahre in der Stahlbranche gearbeitet, da gabs regelmäßig Unterricht über Metalle und alles, was damit zusammenhängt. Und manches bleibt dann sogar hängen 😉

        • Antworten
          aenni
          14. Juni 2012 bei 18:51

          Hola!
          Ja, das habe ich mir fast gedacht, dass du wohl einen naturwisenschaftlichen Hintergrund hast 🙂 Ich habe das alles verdaengt 🙂 wobwi, wie gesagt, bei mir ist schon vor gut 12 Jahren nicht viel haengen geblieben. In meinem Kopf hingen stets irgendwelche andere Sachen – die meisten davon hatten mit Wissenschaft im Allgemeinen nichts zu tun 🙂
          Liebe Gruesse,
          Aenni

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