Der Rezepte-Mitteilungsdrang nimmt kein Ende. Die Intention dahinter: Ich selber, sturmerprobte 31jährige, die ich nun bin, habe jahrelang, nein, JAHRELANG darunter gelitten, dass ich keine wirklich leckere Pizza hinbekommen habe. Nach einem Bissen, nach dreimal kauen, noch vor dem ersten Schlucken, schwappte für gewöhnlich eine haushohe Woge der Enttäuschung über mich herein, und ein unschönes „Gopfertami Siech!“* verliess meine Lippen, ein vernichtendes Urteil, das auch noch so eifrige und gutgemeinte Leckerkeitsbekundungen meines Herzblattes nicht zu ändern vermochten.
Irgendwann, nach ungezählten Pizzen mit aufgeweichtem Boden, mit laschem Belag, mit verbranntem Schinken, mit ölig-klebrigem Käse, gab ich es innerlich auf. Leckere Pizza, so meine resignierte Haltung, müssen wir halt woanders essen. In einer Pizzeria, die diesen Namen auch verdient, beispielsweise, oder aber bei Pizza-versierteren Freunden oder Verwandten. Aber dann, geneigte Leserschaft, geschah es, dass ich dieses Malheur quasi als wissenschaftliche Herausforderung ansah und mich wirklich und ausführlich dem Pizza-Problem annahm. In mühsamer Versuchsreihen-Arbeit gelang mir schliesslich das Unglaubliche: Eine Pizza, die Vergleiche nicht scheuen muss. Eine (bzw. zwei!) Pizza/en mit knusprigem Boden, mit würziger Sauce, mit schmackhaftem Belag, und das Ganze in gut 50 Minuten, inklusive Aufgeh- und Backzeit. Ja, mit selbstgemachtem Teig. Unmöglich? Ha!
Für geneigte Nachahmer: Hier das ultimative Rezept für zwei wirklich grosse Pizzen (= für zwei gute EsserInnen, bzw. 3 bescheidene EsserInnen)
* Übersetzungen zu berndeutschen Fluchwörtern findest du hier.

Turbo-Pizza, hier mit anderem Belag.
Backofen auf 50°C Unter-Oberhitze vorheizen. Die Hefe im lauwarmen Wasser auflösen, mit dem Mehl, Salz und Olivenöl mischen. Den Hefeteig gut kneten bis er nicht mehr klebt, wenn klebrig, mehr Mehl dazugeben, wenn zu trocken, etwas Wasser nachschütten. In einer Schüssel mit feuchtem Küchentuch zudecken. Für 15 Minuten in den Backofen stellen bei 50°C. In den nächsten 15min: Zutaten für Tomatensauce in Messbecher geben, mit dem Stabmixer mixen, nach Bedarf nachwürzen. Den Hefeteig nach 15min aus dem Ofen nehmen, den Ofen auf 250°C Unter- Oberhitze einstellen. Den Teig halbieren. Den Küchentisch mit reichlich Mehl bestäuben (nicht mit dem Mehl sparen!) und den Teig darauf auswallen. Dabei den Teig etwas wallen, ihn hochheben und "umdrehen", damit die bemehlte Seite oben ist, wieder genügend Mehl unter den Teig schieben, weiter auswallen. So dünn wie möglich auswallen, so dass der Teig auf ein rechteckiges Blech passt. Mit Backpapier auslegen, den Teig darauf, mit der Hälfte der Sauce und den Belagzutaten belegen (Geheimtipp dabei: Der Reibkäse, den man am Schluss darübergibt, damit die Pizza aussieht wie frisch eingeschneit!), in den Ofen auf die unterste Rille legen. Jetzt sollten insgesamt etwa 25 min verstrichen sein. Einen Wecker auf 17 Minuten stellen. Dann die zweite Hälfte Teig auswallen und belegen, nach etwa 8 Minuten die zweite Pizza in die Mitte des Ofens schieben. In den verbleibenden 9 Minuten den Küchentisch vom Mehl säubern, den Tisch decken, den Boden wischen oder einen Turbo-Gurkensalat zaubern. Wenn der Timer abgelaufen ist, die erste Pizza rausnehmen und die zweite auf die unterste Rille legen. Ca. 8 Minuten später ist dann auch die zweite fertig. Woohoo, du hast es geschafft! Und jetzt: Essen, geniessen, Lob einheimsen.Ännis Turbo Pizza
Zutaten
Anleitung
5 Kommentare
jpr
5. Februar 2014 bei 22:13Macht den Mund waessrig das Reezept – und zeigt, wieviel Multitasking in der Kueche eigentlich noetig ist. Ich persoenlich mache meinen Pizzateig immer etwas weniger feucht, aber das ist Geschmackssache.
Viel wichtiger fuer den knusprigen Boden ist meiner Meinung nach die Erkenntnis, dass man nur etwa halb soviel Tomatensauce nehmen sollte, wie man anfaenglich denkt (und natuerlich der minime Unterschied, dass der eigene Ofen nur bis 250º geht und nicht bis 400, wie der des Pizzaiolos).
Änni
5. Februar 2014 bei 22:25Die Menge der Flüssigkeit im Teig ist ehrlich gesagt grob geschätzt. Ich mache das so Handgelenk mal Pi, und wenn der Teig noch klebt, schütte ich grosszügig mehr Mehl dazu.
jpr
6. Februar 2014 bei 17:13Verstehe. Da bin ich buenzliger – Hefeteig st eine der Sachen, fuer die meine Kuechenwaage aus dem Schrank darf. Wenn ich’s dann mit dem Multiplizieren hinbekomme stimmt das Ergebnis sogar recht reproduzierbar (meine Faustregel: Etwa 2/3 Wasser, also Mehlgewicht mal 0.66).
Änni
6. Februar 2014 bei 17:57NATÜRLICH habe ich jetzt nachgerechnet. Also bitte, auf 200g Mehl 132g Wasser, da ist 1.5dl nicht sooo weit entfernt, oder? 🙂
jpr
6. Februar 2014 bei 22:30Natuerlich nicht.
Was meinen Sie, warum ich explizit auf Buenzlitum hinwies.
Und am Ende zaehlt eh nur, dass es schmeckt. 🙂