Die aufmerksame Leserschaft wird bereits beim Titel dieses Artikel aufhorchen und sich ein, zwei Fragen stellen, die ich hiermit gleich präventiv beantworte: Ja, ich mache einen Jahresrückblick, nein, letztes Jahr machte ich keinen, ja, ich war damals einfach nicht in Stimmung dafür und ja, somit wird es ungleich schwerer werden, die Jahre 2016 und 2017 wirklich zu vergleichen.
Ich finde es, möchte ich an dieser Stelle erwähnen, eigentlich saumässig schwer, über längere Zeit einen gewissen wertenden Überblick zu behalten, sogar retrospektiv. „Wie war es so, das letzte Jahr? War es ein gutes Jahr? War es ein schlechtes Jahr?“ Woher zum Geier soll ich das wissen? Was ist schon „gut“, was ist schon „schlecht“, was an „Gutem“ wiegt was an „Schlechtem“ wieder auf, und wer zur Hölle masst es sich an, diese moralischen Masseinheiten festzulegen? Meine Intuition in solchen Dingen wird mit fortschreitendem Alter schlechter, nicht besser, was vermutlich auch daran liegt, dass ich ihre Sinnhaftigkeit zunehmend in Frage stelle. Warum ich mich dann hier trotzdem zu einem Jahresrückblick hinreissen lasse? Weil ich mich erinnern möchte, weil ich meine Erinnerungen pflegen und mit euch teilen möchte.
Welche Überschrift würdest du dem Jahr 2017 geben?
„Kreative Energie, Mut zur Veränderung und Monsterblumenkohl.“
Grob eingeschätzt: War 2017 besser oder schlechter als 2016?
Da fängt es schon an. Woher soll ich das wissen? Vermutlich würde ich es wissen, wenn etwas Furchtbares passiert wäre in diesem Jahr. Das war – ich klopfe auf Holz – nicht der Fall. Vielleicht war 2017 nicht wirklich gross anders als 2016. Ich habe viele schöne Momente erlebt in diesem Jahr, ich war auch einige Male sehr erschöpft. Vor allem aber habe ich meinen diversen Hobbies viel mehr Zeit und Raum eingeräumt als früher. Ich habe Kleider genäht, ich habe gekocht, gebacken und Torten verziert, ich habe einen eigenen kleinen Gemüsegarten angelegt, ich habe sehr viel gemalt und gezeichnet (meine Schwester bezeichnet meine Werke als „verstörend“), ich habe mir den Wind auf meinem Fahrrad um die Nase wehen lassen und ich habe Fortschritte im Yoga gemacht. Die grösste Baustelle dieses Jahres war der Umzug, sowohl kräftemässig wie auch finanziell.
Hast du dich in diesem Jahr optisch verändert? Wenn ja, wie?
Ja. Ich bin älter geworden *schenkelklopf*. Ernsthaft, mein Gesicht hat sich verändert, ich sehe älter aus, finde ich. Ausserdem sind die Haare ein Stück gewachsen.
Wie sieht es mit deinem Fitness-Level aus?
Phü! Im Sommer war ich etwas fitter, weil ich viel Velo gefahren bin. Seit es draussen kalt und nass ist, hat sich das aber wieder gelegt. Dank dem Yoga bin ich aber nach wie vor einigermassen beweglich.
Wie steht es mit dem Gesundheits-Level?
Hier zitiere ich frei aus dem Jahr 2015: „Ich bin gesund, ziemlich pummelig, vielleicht, aber gesund.“
Wie mit dem Energie-Level?
Mein Arbeitsweg ist durch den Umzug etwas kürzer geworden. Dennoch, unter der Woche liegt energietechnisch nebst Arbeit, Arbeitsweg, essen und schlafen eigentlich nichts drin.
Was war der gefährlichste Moment in diesem Jahr?
Ich erinnere mich ehrlich gesagt an überhaupt keinen richtig gefährlichen Moment.
Was war die beste Entscheidung 2017?
Der Umzug von Winzighausen nach Merlinskaff. Auch wenn es mich viel an Energie gekostet hat, es war es wert. Wir leben jetzt in einer geheizten und isolierten Wohnung und mussten in den letzten 8 Monaten kein einziges Mal kalt duschen! Abgesehen davon: Vor unserem Umzug im Mai habe ich unseren halben Haushalt verschenkt. Etwa 150 Bücher, sowie Kleider, Schmuck, Haushaltgeräte, Möbel, Bürosachen, einfach alles, was noch funktionstüchtig war, ich aber nicht mehr brauche. Dadurch hatte ich viele lustige Begegnungen, die meisten davon in Bahnhöfen, wo ich z.B. Mit einem Bügeleisen in der Hand auf eine Übergabe mit Unbekannten wartete. Ich kann das nur empfehlen. Kram loswerden befreit, jemandem damit eine Freude machen ist gut für den Karmapunkte-Saldo.
Welches die dümmste?
Ich weiss nicht, ob das wirklich unter „Entscheidung“ durchgeht, aber ich habe in diesem Jahr sehr viel Geld in Mahnungen, Strafgebühren etc. investiert, weil ich Termine versemmelt, Rechnungen verloren oder vergessen habe, Parkscheine verlor, die Steuererklärung auszufüllen vergass, ach, ich will gar nicht alles aufzählen. Meine Verpeiltheit, könnte man sagen, führte zu beträchtlichen Vermögensverlusten, was mich wirklich ärgert.
Der schönste Moment?
Das ist mir jetzt zu absolut, da einen bestimmten Moment herauszupicken, aber es gab viele gute Momente. Ich habe mich kreativ ausgetobt in diesem Jahr und manchmal 8 Stunden am Stück gemalt, dabei die Zeit, Welt und meine Grundbedürfnisse vergessen. Ich habe in einem mehrtägigen Gewaltakt bei 30 Grad eigenhändig ein Stück Gras umgestochen und in einen Garten verwandelt. Mir wurde ein CAS-Diplom überreicht, die erste grössere Weiterbildung, die ich seit meinem Abschluss gemacht habe. Ich habe die rare Zeit mit meinem Freund genossen, wir verbrachten herrliche Tage im Graubünden. Ich hatte viel Spass mit alten und neuen Freunden in diesem Jahr, ich habe viel getanzt und viel getrunken und viel gelacht. So wie ich jetzt lebe, so könnte es die nächsten paar Jahre gerne weitergehen.
Der schlimmste?
Da gab es nicht einen bestimmten Moment. Schlimme Momente waren die, die mich an meinen Grenzen verzweifeln liessen und die, die mich daran erinnerten, dass der Mensch als solches zu grauenhaften Dingen imstande sein kann.
Die teuerste Anschaffung?
Das Jahres-GA. Gefolgt von all den Kosten, die der Umzug auslöste.
Welchen guten Vorsatz hast du umgesetzt?
Ich habe auch im 2017 meine Körper- und Haarpflege weitgehend auf verpackungsfreie, vegane und biologische Produkte umgestellt. (Das ist im Fall weitaus weniger ätzend, als es vielleicht klingt.) Abgesehen davon essen wir eigentlich nur noch Fleisch, das 2 Kriterien erfüllt: 1) Naturafarm- oder Biolabel, 2) um 50% reduziert. Da diese Kombination relativ selten ist, hat sich der Fleischkonsum von selber reduziert.
Welcher Herzenswunsch hat sich 2017 erfüllt?
Mein eigener Garten! Mein eigener Blumenkohl!! Hurra!! Jahre hatte ich darauf gewartet, jetzt ist es endlich so weit.
Was war das beste Konzert, das du 2017 besucht hast?
Klarer Sieg: „Traktorkestar“. Die gehen mit ihrem Balkan-Sound dermassen ab, dass ich mir das gleiche Konzert noch ein zweites Mal gegeben habe. Wer zu dieser Musik nicht tanzen muss, ist tot!
Was hast du 2017 zum ersten Mal überhaupt getan?
Ich habe mir Tusche angeschafft, fürs Malen, und dabei erst zu erahnen begonnen, was es noch alles an Materialien, Techniken, Möglichkeiten gibt. Ich habe riesigen eigenen Blumenkohl geerntet – jawoll, das werde ich noch lange zelebrieren! Ich habe festgestellt, dass Fahrrad fahren Spass machen kann. Ich hatte mein erstes offizielles Geschäftsessen mit dem Web Manager dieses Blogs, bei dem ich ihn gnadenlos unter den Tisch gesoffen habe.
Was hast du 2017 am meisten vermisst?
Zeit mit meinem Freund. Sie ist rar, unsere gemeinsame Freizeit, und sie ist, da muss man ehrlich sein, seit dem Umzug noch rarer geworden. Wenn mein Freund frei hat, arbeite oder schlafe ich, und umgekehrt. Gemeinsame Essen, gemeinsame Gespräche, gemeinsame Aktivitäten sind noch seltener geworden. Ich hoffe fest, dass sich das wieder ändert.
Was hat dich und dein Leben bereichert?
Der Mut zur Kreativität, der Mut, zu malen, was in mir steckt, im Wissen darum, dass das nie „schöne“ Bilder sein werden, dass ich damit nicht gefallen werde – und mein Freund.
Der Lacher des Jahres?
Es gab einiges, worüber ich mich schiefgelacht habe in diesem Jahr, aber das hier will ich euch nicht vorenthalten:
Das Foto des Jahres 2017:
Eines meiner Lieblingsbilder, Prädikat „verstörend“:
Was wünschst du dir fürs 2018?
Mehr Zeit mit meinem Freund. Daneben: Gesundheit, Zufriedenheit und viele glückliche Momente.
2 Kommentare
FrauZimt
7. Januar 2018 bei 11:48„So wie ich jetzt lebe, so könnte es die nächsten paar Jahre gerne weitergehen.“
Und da fragst du dich wirklich noch, ob das jetzt ein eher gutes oder eher schlechtes Jahr war? Also, so aus der Ferne würde ich sagen, eindeutig ein gutes. Ein besseres wäre nur noch eines, in dem wir uns mal wieder sehen würden.
?
Änni
7. Januar 2018 bei 15:53? ja, du hast wohl recht. Manchmal sehe ich vor lauter Wald die Bäume nicht mehr, oder so. Auch in Merlinskaff wartet eine Gäste-Matratze auf dich!