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Änni in Schottland V: Nordwestliche Highlands und Inverness & Final Thoughts.

Schottland ist längst vorbei, aber ich fand im Entwürfe-Ordner noch einen angefangenen Beitrag, den ich euch nicht vorenthalten möchte. Darum, liebe Schottland-Fans: Hier noch ein Beitrag zum Abschluss unserer dreiwöchigen Reise im Herbst 2019.

Nordwestliche Highlands und Inverness:

Es war Abend, als wir in Ullapool ankamen. Unsere nächste Gastgeberin, eine alte Dame namens Christine, hatte uns bereits Tage zuvor besorgte Nachrichten geschrieben, als sie die Ankunftszeit erfuhr. „Ihr müsst unbedingt überlegen, wo ihr was esst“, meinte sie, „ich empfehle euch 3 Lokale in der Nähe, aber ihr müsst reservieren und ansonsten in Ullapool essen!“ Jaja, dachten wir, einen Tag vorher Bescheid sagen dürfte ja reichen. Aber: Christine hatte offenbar gute Gründe für ihre Nachrichten, wir bekamen nämlich nur Absagen auf unsere Reservationsanfragen. So assen wir also tatsächlich in einem Pub in Ullapool (überteuert und winzige Portionen), bevor wir nach Sonnenuntergang gen Norden kurvten. Drumbeg war unser Ziel, ein winziges Nest in Küstennähe, und, wie soll ich sagen, sogar für schottische Verhältnisse abgelegen. „Die letzten 9 Meilen sind Single Roads“, informierte ich meinen Freund, der auch heute den Fahrdienst übernommen hatte (nach 1km Fahrerlebnis auf der Isle of Mull hatten wir gemeinsam entschieden, dass es definitiv besser ist, wenn mein Freund fährt). 9 Meilen sind nicht weit, also waren wir guter Dinge, rasch am Ziel zu sein. Ha!!

Bereits auf den zweispurigen, gut ausgebauten Strassen merkten wir, dass man um diese Tageszeit besser nicht zu schnell unterwegs ist. Es hat zwar praktisch keinen Verkehr (und auch kaum Siedlungen), aber die Strassen gehören hier ganz offensichtlich nicht nur den Menschen, sondern auch den Hirschen. Etwa 30 Stück trafen wir, manche neben, manche auch mitten auf der Strasse, bis wir Drumbeg erreicht hatten. Und: 9 Meilen können ganz offensichtlich enorm weit sein. Die Single Roads, die wir hier antrafen, waren nämlich vom Zustand her gut vergleichbar mit den „Weak Roads“ auf Mull – mit dem Unterschied, dass es hier wirklich über Stock und Stein geht. Die Highlands zeigen sich hier so, wie man sie sich vorstellt, wenn man sie nur aus drittklassigen Netflix-Serien kennt. Extrem hügelig, extrem bergig, extrem rau.

Die folgenden Tage verbrachten wir in der näheren Region (Lochinver, Old Man of Stoer, Drumbeg). Die lokale Wanderung, die uns unsere Gastgeberin empfohlen hatte, war ein echtes Erlebnis – nicht nur, weil wir bereits nach 200m kein einziges Anzeichen von Zivilisation mehr erkennen konnten und eigentlich jeden Moment darauf warteten, dass Mel Gibson mit wilder Bemalung, wirren Haaren und im Kilt hinter einem Felsen hervor gestürmt kommt. Nein, die „Wanderung“ hatte auch noch ganz andere interessante Aspekte. Nach etwa 2 km wurde der morastige Weg (bestes Schuhwerk hier wären Gummistiefel) immer unkenntlicher, und die abfotografierte Anleitung der Tour gab uns Rätsel auf. Irgendwann sollten wir links abbiegen, ein „cairn“, eine Steinpyramide, sollte diese Abzweigung markieren. Wir wanderten und wanderten, versanken immer tiefer in den Matsch, der „Weg“ war längst verschwunden, aber eine Steinpyramide war weit und breit nicht zu sehen. Irgendwann, mittlerweile stapften wir durchs pure Moor, bemühte ich Google Maps, allerdings ohne Erfolg, da hier weit und breit kein Empfang war. Schliesslich drehten wir um, bei der Suche nach dem trockensten und festesten Weg allerdings trennten sich unsere Wege. Als ich mich irgendwann umdrehte, war mein Freund gut 500m weiter rechts von mir. Heilige Scheisse!! „Wir treffen uns im Dorf“, rief er unbekümmert rüber – na super!! Immerhin trug er den Rucksack samt meinem Thunfischsandwich, und mein Bauch gab mir umgehend lautstark sein Unbehagen mit dieser Situation bekannt. Auf einem Hügel entdeckte ich drei Hirsche, die zu uns runtersahen, und ich könnte schwören, dass sie hämisch lachten. Schliesslich tauchte irgendwann ein Zaun auf, der einzige Hinweis auf menschliche Zivilisation seit Stunden, und irgendwann fanden mein Freund, mein Sandwich und ich auch wieder zusammen. Wir entdeckten sogar den „Pfad“, der die Rundwanderung weiter Richtung Dorf führte –  wie soll ich sagen: So froh hatten mich Abdrücke von fremden Schuhen im Matsch wohl noch nie gestimmt.

Nach unserem Aufenthalt in diesem entlegenen Stück Erde fuhren wir paar Tage später dann weiter Richtung Inverness. Eine annehmbare Stadt, weder elegant noch wirklich hübsch, aber mit ausgezeichneten Shopping-Möglichkeiten und guten (und zahlreichen!!) Restaurants ausgestattet. Das Schlachtfeld von Culloden liegt direkt daneben und ist ein Muss für jeden, der sich für die schottische Geschichte – oder zumindest die fragwürdige Serie „Outlander“ interessiert. Nach einem Abstecher zum Loch Ness beluden wir dann den Mini mit unseren Rucksäcken und bretterten südwärts, zurück nach Edinburgh. Dass an diesem Abend die Berner Young Boys gegen die Rangers aus Glasgow unter Wutschreien der Fans in „unserem“ Pub in der Nachspielzeit zum 2:1 einlochten, schien für meinen Freund DAS Highlight der ganzen Reise (aufgeplustert wie ein Gockel und mit fettem Grinsen im Gesicht stolzierte er durchs Pub, ich bläute ihm ein, wenigstens zu verheimlichen, dass er Katholik ist), für mich dagegen einfach ein lustiger, stimmiger Abschluss unserer dreiwöchigen Reise.

Schottland, mein Herz gehört dir, auf ewig. Und wenn mein Freund nun tatsächlich im Lotto gewinnt (er hat sich während der Reise informiert, wo es die besten Gewinnchancen gibt), kaufen wir ein Häuschen auf der Isle of Mull oder der Isle of Lewis, ich schwöre.

Final Thoughts:

Nachdem ich euch unsere Reise in aller Ausführlichkeit unter die Nase gerieben habe, hier einfach noch ein paar Tipps und Anmerkungen.

  • Der Schotte weiss: A potato a day takes the diarrhea away.
  • Wer wie wir ohne Wanderkarte, OL-Diplom und Kompass draufloswandert, sollte sich an Routen halten, die beliebt sind. Wegmarkierungen sind nicht üblich, Wegweiser (auch bei Verzweigungen des Wegs) ebenfalls nicht. Auf Google Maps ist kein Verlass, in abgeschiedenen Gegenden ist weit und breit kein Netz – auch kein  Handyempfang im Falle eines Notfalls. Die häufig wechselnde Witterung ist ein weiterer Grund, warum man besser irgendwo wandern geht, wo es andere Wanderer*innen hat.
  • Schottische Wanderwege sind nicht nur schwer zu erkennen, sie sind auch wahnsinnig nass. Die moorige Landschaft in den Highlands führt dazu, dass du oft knöcheltief einsinken wirst, wenn du durch die wilde Natur stapfst. Bestes Schuhwerk hier: hohe, wasserdichte Wanderstiefel – oder Gummistiefel, wenn die Route nicht wirklich steil ist.
  • Wenn du auf den Inseln oder im wilden Nordwesten auf einen funktionierenden Bankomaten und / oder eine funktionsfähige Zapfsäule triffst: Schlag zu!! Es könnte Tage dauern, bis du wieder so viel Glück hast.
  • Auf den Single Roads gilt: Nie auf eine gegenüberliegende Ausweichstelle ausweichen. „Always stay left!!“ Alles andere löst Verwirrung / Unfälle / Stau aus.
  • Auf den Inseln sowie von Ullapool nordwärts gilt: Nachts wirklich langsam fahren!! Zahlreiche Hirschfamilien bevölkern die Strasse – von den Schafen, den Hasen, den Igeln und Mäusen mal abgesehen.
  • Als Bewohnerin einer Nation, die unter anderem von der italienischen Küche geprägt ist, kann ich dir nur folgendes raten: Lass dich in ländlichen Gegenden nicht vom verführerischen Gedanken, endlich mal wieder Pasta zu essen, verführen lassen: Du wirst „Lasagne“ ohne Lasagneblätter, ohne Béchamelsauce und ohne Parmesan, dafür mit Gurken und schottischem Frischkäse gratiniert bekommen, du wirst Spaghetti mit einem „Pesto“ kriegen, das dir die Tränen in die Augen treiben wird – nicht aufgrund seiner Schärfe.
  • In vielen kleinen Imbissbuden findet man eine hervorragende Zwischenmahlzeit. Selbst ein Café mit Plastiktischen, das einem schäbigen Tankstellenshop angehängt ist, serviert leckere Suppen und gutes, frisches Brot.
  • Sogar in wirklich ländlichen Regionen kann man sich relativ gut glutenfrei, vegan (vegetarisch sowieso) oder laktosefrei ernähren. In besseren Lokalen gibt es oft 2 Seiten in der Karte mit entsprechenden Gerichten.
  • Hunde sind fast überall willkommen, Assistenzhunde sowieso.
  • In den nordwestlichen Highlands wie auch auf den Inseln sind die Verpflegungsmöglichkeiten und Lebensmittelgeschäfte rar. Es ist darum ratsam, die Mahlzeiten zu planen und in sämtlichen Restaurants, in denen man abends tafeln möchte, bereits am Tag zuvor zu reservieren. Eine gute Alternative für Mahlzeiten tagsüber sind lokale „Stores“, Dorfläden, die oft eine lustige Mischung aus Souvenirs und Lebensmitteln verkaufen – oft auch selbstgebackenen Kuchen und frisch zubereitete Sandwiches.
  • Besichtigungstouren von Whisky-Destillerien sind offenbar meist Wochen im Voraus ausgebucht.
  • Kauf dir die Souvenirs aus Tweed auf der Isle of Harris / Lewis, nicht irgendwo anders – und schon gar nicht in Edinburgh; ausser, Geld spielt in deinem Leben keine Rolle.
  • Für den Klassiker „eine Schifffahrt auf dem Loch Ness“ empfehle ich dir dringend, nicht in Fort Augustus am südlichen Ufer zu starten, sondern in Drumnadrochit, am Westufer etwa in der Hälfte des Sees. Der winzige Ort besteht eigentlich nur aus touristischen Angeboten und ist somit wirklich nicht sehenswert, aber du hast dort die Gelegenheit, in einem Souvenirshop vis-à-vis der Touristeninformation eine „Schifftour“ zu buchen, die uns wirklich Tränen hat lachen lassen. Ein winziger, alter Kahn, mit uns 8 Touristen plus einem uralten Käptn samt weissem Vollbart, der seine Nussschale gemütlich im See herumkurvt, während er in seinem unverständlichen Akzent Anekdoten zum besten gibt und die lokale Enten-Gang mit Brot besticht. Echt sehr lustig und hundert Mal besser als auf einem der riesigen Schiffe, auf denen man halt quasi „Massenabfertigung“ in Kauf nehmen muss.
  • Die historischen Stadtführungen von Mercat Tours in Edinburgh sind lehrreich und witzig.
  • Mit einem Mini durch die wilde Landschaft zu kurven hat Klasse und Witz – wirklich praktisch ist ein solches Auto nicht. Auf der Isle of Mull wie auch im wilden Nordwesten wäre ein Geländewagen sicher angemessener gewesen.
  • Finanzen: Pro Person haben wir für 19 Tage Schottland ziemlich genau 2000 Pfund ausgegeben. Inbegriffen sind Flug, Kosten fürs (teure!) Mietauto inklusive Benzin, Busfahrten, alle Übernachtungen (mehrheitlich über AirBnB), Essen, Trinken, Eintritte / Touren / Schifffahrt etc. Das einzige, was in diesem Betrag nicht enthalten ist, sind die Souvenirs.
  • Falls du tatsächlich noch zögerst: Fahr nach Schottland!!
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Das Wandern ist des Ännis Lust… : Die „Torf-Wanderung“ in Drumbeg. Ja, toller Weg, nicht? Gut erkennbar, nicht übermässig nass. Spoiler: So wird er nicht lange bleiben.

 

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„Loch View“, wie die Schotten sagen würden.

 

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Schottische Wanderwege, ein Symbolbild.

 

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Felsen, Seen, Sumpf.

 

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„Hallo, wo gehts hier bitte zur Steinpyramide?“ „Blööööök.“

 

 

 

 

 

 

 

 

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Wo steckt denn nun Mel Gibson?!

 

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Am Wegesrand.

 

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Seen gibts hier wirklich en masse.

 

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Felsen, Seen, Sumpf. Moment. Waren wir hier schon mal???

 

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Dies Aussicht vom Aussichtspunkt in Drumbeg.

 

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Unter dem Strich: Malerisch hier.

 

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Nordwestliche Highlands, Symbolbild.

 

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Der Leuchtturm beim Old Man of Stoer.

 

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Beeindruckende Klippen sowie der Leuchtturm von hinten auf dem Weg zum Old Man of Stoer.

 

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Die berühmte Felsnadel (Old Man of Stoer) aus der Ferne. Zu meiner Schande muss ich gestehen: Näher ran gingen wir nicht. Die „Wanderung“ zur Felsnadel war zwar überhaupt nicht steil, aber unfassbar nass. Man sinkt knöcheltief in das nasse Moor-Land ein, perfektes Schuhwerk wären hier klar Gummistiefel (die wir leider nicht dabei hatten).

 

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Das Schlachtfeld von Culloden. Eine gruslige, kalte Atmosphäre und ein Denkmal erinnert an all die Toten, die hier niedergemetzelt wurden.

 

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Nettes Schlösschen auf dem Weg nach Inverness.

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1 Kommentar

  • Antworten
    Barbara
    29. Dezember 2019 bei 13:42

    ?

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