Die Isle of Harris / Isle of Lewis verwirrt Touristen nur schon mit der Namensgebung: Es handelt sich dabei nämlich um EINE Insel der äusseren Hebriden, wie diese Inselkette genannt wird. Ihre Bewohner unterteilen dennoch: Der Norden der Insel heisst „Lewis“, der Süden „Harris“.
Die Isle of Lewis also, unser nächstes Ziel, zeigte sich schon rein von der Vegetation und der Topographie anders als die beiden Inseln zuvor. Hier ist alles rauer, gröber, steiniger, mooriger, wilder. Während auf der Isle of Mull und der Isle of Skye die Hügel grün-braun leuchteten (Gras und herbstlich braunes Farn), ist hier kaum normales Gras zu sehen, dafür braune Moor-Pflanzen, Heidekraut, unzählige kleinere oder grössere Seen, Meerarme und viele Felsen – sowie jede Menge Schafe. Die Einheimischen sind sehr stolz darauf, dass auf ihrer Insel der Tweed erfunden wurde, und wenn man sich die raue, windige Landschaft anschaut, wundert es wenig, dass es gerade dieser grobe, schwere und warme Stoff war.
Völlig unerwartet war der gute Zustand der Strassen. Die meisten Strassen sind zweispurig und kommen sauber asphaltiert daher. Sandy, der Landwirt, bei dem wir unsere kleine Ferienwohnung gemietet hatten, lachte, als wir unsere Bewunderung für die gut ausgebauten Strassen kund taten. „In den letzten Jahren wurde sehr viel Geld in den Strassenbau investiert, und zwar europäisches Geld. Die EU hat uns gute Strassen finanziert.“
In den folgenden Tagen genossen wir unsere gemütliche Unterkunft (mit Torf-Ofen!), die hochwertigen Bio-Produkte vom Hof unserer Gastgeber und kurvten bisschen auf der Insel rum. Es gibt viele bombastische Strände auf Harris und Lewis, die einen je nach Ebbe oder Flut kilometerlang rausspazieren lassen – oder aber komplett unter Wasser stehen (dass ich das so genau weiss, hängt natürlich mit meinem grossen Allgemeinwissen zusammen und NICHT damit, dass ich beim kilometerlangen Spaziergang plötzlich im Wasser stand). Es gibt viele, viele Relikte aus der Steinzeit, wie z.B. die Steinkreise von Callanish. Es gibt viele Möglichkeiten, eines der hochwertigen lokalen Tweed-Produkte aus einer der Manufakturen zu kaufen – was mir ungeplant eine neue Handtasche verschaffte. Stornoway, die nördliche „Hauptstadt“ von Lewis lädt zum Bummeln und Shoppen ein – im Hafen spielen Seehunde. Und natürlich ist die zerstückelte Topographie dieses einsamen Archipels, der ständige Wechsel von Land, Meer und den unzähligen Seen (oft sind die Meerarme so lang und gewunden, dass es schwer wird, sie von den Seen zu unterscheiden) an sich schon Grund genug für einen Besuch auf dieser Insel.
Auch hier gilt: Die Insel ist wirklich dünn besiedelt und auch deutlich weniger touristisch als Skye, was auch heisst, die Verpflegungsmöglichkeiten sind eingeschränkt. Mahlzeiten sollten geplant werden, Supermärkte sowie Benzin und Geld gibts praktisch nur in Tarbert (Harris) oder Stornoway (Lewis) – aber lustige „Stores“ bieten von palmölfreien Seifen (übrigens auch ein lokales Produkt) über selbstgemachte Konfitüren und scheusslich gehäkelten Traumfängern bis hin zu einer enormen Auswahl an selbstgemachten, tiefgefrorenen Mahlzeiten („Chicken Masala“, „vegane Lasagne“, „Kartoffelstock und Braten“) so ziemlich alles an, was das Herz begehrt.
Ein bisschen wehmütig waren wir schon, als wir den Mini nach 4 Tagen schliesslich im Hafen von Stornoway auf die nächste Fähre manövrierten und nach Ullapool, ein Hafenstädtchen auf dem Festland, übersetzten. So eine schöne, ländliche (bei unserer Rückkehr von einem Ausflug stand unerwartet ein riesiges, weisses Pferd auf unserem Parkplatz, die Mähne flatterte im Wind und der Nebel tauchte das Ganze in ein mystisches Licht – es brauchte dann auch einige Zeit und Überredungskunst, den Gaul da weg zu bewegen) und doch komfortable Unterkunft (wir hatten sogar unsere eigene Waschmaschine!) würden wir so schnell nicht mehr finden.
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