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Änni in Norwegen III.

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Erneut hatten wir eine enorme Strecke mit dem Auto vor uns: Von den Lofoten mit der Fähre nach Bodø und dann runter bis nach Mo i Rana. Wir hatten aus der Geschichte mit dem Schiff nach Vindstad gelernt und standen somit um 08:40 beim Fährhafen in Moskenes parat, die Fähre sollte um 9 Uhr ablegen. Vor uns waren nur wenige PKWs, und so warteten wir durch und durch optimistisch auf das Schiff. Dann, naja, war 9 Uhr und nach wie vor keine Fähre weit und breit, was uns bisschen nervös machte. Irgendwann gegen 09:40 kreuzte dann eine Fähre auf, und wir beruhigten uns wieder – solange, bis die Fähre alle Autos ausser die in unserer Schlange aufgeladen hatte & ohne uns einfach wieder davon fuhr. Heiliger Bimbam! Langsam aber sicher begann ich, die Abneigung norwegischer Schiffe gegen uns sehr persönlich zu nehmen. Umgehend beschloss ich, den Sachverhalt wissenschaftlich zu untersuchen und startete eine umfassende Analyse der Datenlage. Nach sorgfältiger Auswertung der vorliegenden Fakten wurde klar, dass es für unsere Misere nur zwei mögliche Erklärungen gibt:

  1. „Das verletzte Ego eines nordischen Gottes“: Bereits bei unserer Einreise haben wir auf irgendeine ungeschickte Art und Weise den norwegischen Gott der Schifffahrt dermassen verärgert, dass er uns unsere Blasphemie nun mit jedem Versuch, ein Schiff zu betreten, so richtig heimzahlt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies der Grund für unser Ungemach mit norwegischen Schiffen ist, beläuft sich gemäss meiner Berechnungen auf etwa 93%.
  2. „Die fehlende Reservation“: Wir hatten nicht reserviert, die Autos vor uns offenbar auch nicht – und vielleicht war die Fähre einfach voll & nahm nur die Fahrzeuge mit einer Reservation mit. Ein relativ unrealistisches Szenario mit lediglich 7% Wahrscheinlichkeit.

Nun denn. Wir warteten also lächerliche weitere 2 Stunden, bis dann wieder eine Fähre auftauchte und uns tatsächlich mitnahm. Die nächsten 4 Stunden waren geprägt vom Versuch, unsere Mageninhalt irgendwie zu behalten – ich habe noch nie eine derartige Schaukelei auf einem derart riesigen Schiff erlebt. Die monströse Fähre mit mehreren Stockwerken an Fahrzeugen tanzte auf den Wellen wie so ne Nussschale – im Inneren wurden Landratten wie wir bei jedem Schritt unsanft gegen die Wände geschleudert.

Irgendwann kamen wir dann doch noch in Bodø an, gingen tanken – Benzin für den Toyota, einen Wrap für meinen Freund, einen Donut für mich – und fuhren dann viele Stunden auf leeren Strassen durch eine bergige Gegend durch den Regen. Die Berge hier sind ganz anders als die Berge auf den Lofoten: Sie sehen „rund“ aus, als hätten Gletscher sie abgeschliffen. Es gibt hier sowohl Hochebenen wie auch Täler mit endlosen Wäldern. Die E6 führt einem immer breiter werdenden Fluss entlang, der schliesslich bei Mo i Rana in den Fjord mündet. Die Stadt hatte ich mir  komplett anders vorgestellt. Anstelle einer kleinen, putzigen Version von Tromsø erwartete uns eine gesichtslose Industriestadt – wobei ich fairerweise erwähnen sollte, dass wir nur am Rand durchfuhren, das Stadtzentrum haben wir uns nicht angesehen. Wir fuhren also zügig durch und folgten dem Fjord Richtung Westen, bis zu unserem nächsten Zuhause für die folgenden 3 Nächte. Dort angekommen erlebte ich einen kleinen Kulturschock: Nach der einfachen, winzigen, charmanten Unterkunft auf den Lofoten war das hier einfach krass anders. Die Unterkunft ist im unteren Stock eines grossen Hauses gelegen, man hat einen eigenen Eingang. Das Grundstück ist riesig, sehr gepflegt, mit sauber gemähtem Rasen, sorgfältig angelegten Blumenbeeten, einer riesigen norwegischen Fahne und einem herrlichen Blick auf den Fjord. Die Wohnung ist super modern, gross und durchgestylt wie in einem Möbelkatalog. „Die ist schöner und grösser als unsere eigene Wohnung!“, mein Freund würde die nächsten Tage damit beschäftigt sein, sich innerlich Notizen anzulegen, wie wir unsere Wohnung zu Hause nach diesem Vorbild optimieren könnten. Aber auch ich war nach der langen Reise einfach nur froh, Annehmlichkeiten wie WLAN, funktionierende Steckdosen, aus denen auch keine Funken sprühen, ein todschickes Badezimmer und eine super moderne Waschmaschine nutzen zu können.

Den nächsten Tag verbrachten wir denn auch mehr oder weniger einfach in unserem schicken Zuhause. Wir wuschen alle unsere Dreckwäsche, tätigten einen ausgiebigen Lebensmitteleinkauf, gingen abends, als der Regen kurz aufhörte und paar Sonnenstrahlen den Fjord glitzern liess, auf einen kurzen Spaziergang zum nächsten kleinen Sandstrand. Ich investierte mehrere Stunden in den Versuch, den letzten Blogartikel endlich zu posten – vergeblich. WordPress boykottierte all meine Versuche. Alles, wirklich alles stürzte ab, x-mal, bis ich schliesslich aufgab. Ich plante den Ausflug für den nächsten Tag, und zwar alleine mit Google Maps: In unserem Reiseführer wie auch auf Trip Advisor kam die Region, in der wir waren, nämlich so gut wie nicht vor. Ich erinnerte mich schwach an einen der Hardcore-Outdoor-Touris inklusive Zelt am Rücken auf den Lofoten, der mich verständnislos fragte, was zur Hölle wir denn in der Region Rana machen wollten. Offensichtlich ist dies hier keine Region, die man als Tourist bereist, man fährt hier nur durch. Aber wie soll ich sagen, ich habe ja ein Flair dafür, an Orte zu reisen, an denen es laut der gängigen Meinung nix zu sehen gibt. Jedenfalls fand ich eine kleine Insel in der Nähe, die laut Internet viele Fährverbindungen zum Festland am Tag hat & auf der es sogar ein Lebensmittelgeschäft und ein Restaurant gibt. Perfekt!

 

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Das Anwesen unserer Unterkunft. Ganz recht, das ist ein Privatgrundstück, kein Park!!
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Der kleine Strand, ca. 10min von unserer Unterkunft entfernt.
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Am Strand (es handelt sich um einen Fjord, keinen See, aber das vergisst man hier immer wieder mal).
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Wir investieren unser Erspartes in norwegische Supermärkte… allerdings ist das immer noch günstiger, als in einem Restaurant zu speisen. Das Einkaufen macht Spass, man entdeckt einen Haufen lustiger Artikel und erhält so einen kleinen Einblick in den Alltag der Leute hier.

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