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Änni in Island, vol. III: Abstecher nach Djupivogur.

Auch wenn es besser klingen würde, wenn ich die Geschichte anders erzählen würde: Ehrlich gesagt war die Übernachtung und der Tag Aufenthalt in Djupivogur eine Notlösung. Die gesamte Südküste von Island schien ausgebucht, schon vor mehr als einem Monat, als wir mit der konkreten Planung und Buchung unserer Reise angefangen hatten. Das Guesthouse irgendwo an der Strecke zwischen Höfn und Egilsstadir war die absolut einzige halbwegs bezahlbare Übernachtungsmöglichkeit, die ich im Internet finden konnte, und so kam es, dass wir nach unserem ersten Rast in der Nähe des Jökulsarlon erst Mal gegen Mittag nach Höfn trampten, um dort den Nachmittag beim Kaffeetrinken und lesen zu verbummeln (es schüttete in Strömen) und schliesslich gegen Abend den Bus Richtung Djupivogur zu nehmen.

„Nach Egilsstadir?“, fragte der Busfahrer. „Nein, nach Djupivogur“, meinte ich. „Oh!“, der Fahrer schien verblüfft und musterte uns etwas eingehender. Seine Reaktion kam nicht überraschend: Sowohl Matthias, unser isländischer Gastgeber in Reykjavik, wie auch der aus Litauen stammende Mann, der uns freundlicherweise nach Höfn gefahren hatte, hatten uns versichert: „Djupivogur ist nichts besonderes.“ Matthias hatte sich noch deutlicher ausgedrückt: „Don’t go there!“. Tja. Es gab keine andere Möglichkeit, denn wir hatten die Übernachtung bereits gebucht. Und ausserdem hatten wir ehrlich gesagt auch wenig Lust, unsere ganzen Reisepläne umzustellen. Wir hatten uns sehr bewusst für unsere Art des Reisens und unsere Reiseroute entschieden. Sollte Matthias recht behalten, würden wir das Beste verpassen, an uninteressanten Orten festsitzen und uns grün und blau über unsere schlechte Planung ärgern – sollte er sich irren, würden wir Orte entdecken, die den grossen Touristenströmen entgehen, würden wir Ruhe und Erholung finden, die andere vor lauter Sehenswürdigkeiten versäumen.

Die Fahrt war kurz, aber beeindruckend. Immer wieder erhoben sich Berge mit Schneeresten in den Gipfeln, schlängelten sich unverbaute Flüsse durch grüne Täler, schmiegten sich sanfte Küstenabschnitte an die dunklen Felsen. Mehrmals musste der Fahrer anhalten, weil Schafe die Strasse blockierten. Irgendwann hörte die geteerte Strasse auf, ab da wurden wir gründlich durchgeschüttelt. Irgendwann dann, vor einem sehr symmetrischen Berg, der bereits auf den ersten Blick stark an eine Pyramide erinnerte, bog der Fahrer von der Ringstrasse ab und kurvte in eine kleine Siedlung in einer doch recht malerischen Bucht: Wir waren in Djupivogur, „Djupivor“, wie die Isländer sagen, gelandet. Mir war bereits beim Aussteigen aus dem Bus sehr euphorisch zumute: Schneebedeckte Gipfel, ein kleiner Hafen mit bunten Fischerbooten, der majestätische Pyramiden-Berg, der fliessende, mti vielen winzigen Inselchen geartete Übergang vom Land zum Meer, die fröhlich bunten Häuser: Ich war mir sicher, dass ich mich hier wohlfühlen würde.

Die Unterkunft präsentierte sich als etwas eigen, aber durchaus gemütlich – sie erinnerte mich entfernt an eine der WG’s, in der ich mit Anfang 20 gewohnt hatte. Nebst einem gemütlichen Zimmer durften wir eine Küche bzw. einen Aufenthaltsraum nutzen. Wir hielten uns aber nicht lange da auf, sondern machten einen ersten Spaziergang durch den Ort. Gerade, als wir den erhöhten Aussichtspunkt erreichten, schoben sich plötzlich die dicken Wolken vor dem Pyramidenberg etwas zur Seite, und ein paar kostbare, goldene Sonnenstrahlen blinzelten uns an.

Am nächsten Tag starteten wir mit einem Kaffee und einem enormen Stück Kuchen mit einer geschätzten Million Kalorien. Dann suchten wir die junge, freundliche Frau bei der Touristeninformation auf und fragten, ob wir unsere Riesenrucksäcke bei ihr deponieren dürfen – um 12 mussten wir auschecken, aber erst um 19:15 fuhr unser Bus. Wir durften, und so konnten wir eine sehr hübsche, entspannte Wanderung um die enorm verzweigte Halbinsel in Angriff nehmen. Auch wenn es immer wieder anfing, zu nieseln: Es war toll. Wir fühlten uns Lichtjahre von der Zivilisation entfernt, hier, wo die Grenze zwischen Land und Meer zunehmend verwischte, wo die Vögel, die Fische, die Steine, die Muscheln, die Elemente herrschen, nicht die Menschen.

Irgendwann später holten wir dann unser Gepäck wieder ab, tranken noch mehr Kaffee und nahmen schliesslich den Bus nach Egilsstadir. Wenn ich mich später an Djupivogur erinnern werde, werde ich an den Pyramidenberg mit den Sonnenstrahlen, an die hübsche Bucht und die Berge, die Einsamkeit, die Natur, die kreischenden Möwen und die Ruhe denken, nicht an eine „Notlösung“.

 

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Höfn, Blick auf den Gletscher.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Wächst hier an jeder Ecke, teilweise auf enormen Flächen: Alaska-Lupinen, auch arktische Lupinen genannt, eine besonders robuste Lupinen-Unterart.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Der „Pyramidenberg“, davor das kleine Dorf Djupivogur.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Vom Aussichtspunkt oberhalb des Dorfes hat man einen guten Überblick.

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Das Dorf ist nicht nur für seine Langsamkeit zertifiziert worden, nein: Die Bewohner sind ausserdem furchtbar stolz auf eine Ansammlung von überdimensionalen Eiern. „Visit the eggs!!“, wurde uns immer wieder empfohlen. Nun denn, das hier ist das grösste der 34 Eier.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Fund am Ufer.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Der Wanderweg rund um die verzweigte Halbinsel hat einiges zu bieten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Der kleine Hafen, links zwei der historischen Holzhäuser, auf die die Einwohner ebenfalls sehr stolz sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Die gesamte Gegend hier war absolut menschenleer…

 

 

 

 

 

 

 

 

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… allerdings dennoch bewohnt: Hier hat es sich jemand schmecken lassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Land, Wasser, Land, Wasser.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Die „Cliffs of Djupivogur“, quasi.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Irgendwann nahm das Wasser dann überhand.

 

 

 

 

 

 

 

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