Wer mich auf anderen Kanälen bereits herumtrompeten hörte, der weiss: Ich war gerade in Edinburgh, Schottland, und ich bin ziemlich hart angefixt von dieser Stadt – was, unter uns, was heissen will, die meisten Städte mag ich nämlich nicht: Zu laut, zu hektisch, zu stinkend, zu teuer, etc. Aber Edinburgh hat eine gemütliche, erstaunlich multikulturelle und irgendwie auch düstere Atmosphäre, die mich fasziniert. Abgesehen davon mag ich Geschichte im Allgemeinen und historische Bauten im Speziellen, und davon wird man in Edinburgh nun wirklich ausreichend eingedeckt. Ich möchte nun meinen Trip nicht nur mit Schnappschüssen verewigen, sondern auch was potentiell Nützliches bieten, hier kommen also ein paar Reisetipps, für den Fall, dass auch du bald zum ersten Mal in Schottlands Hauptstadt fliegst:
- Das Flughafentaxi kannst du dir echt sparen (ausser, du wohnst wirklich abgelegen). Der Airlink / Skylink Bus von Lothian Buses bietet 4 Routen ab dem Flughafen in die Stadt, die Wahrscheinlichkeit, dass du quasi vor deiner Unterkunft aussteigen kannst, ist hoch. Und das ganze kostet nur 4.5 Pfund! Aufgepasst: Wenn du nach deinem Trip mit dem Flughafenbus wieder zum Flughafen fährst, musst du die 4.50 passend haben – rechne ausserdem genug Zeit ein, abgesehen von der Linie 100 fahren die Busse nämlich nicht super direkt, sondern halten alle paar 100 Meter, so dass die Fahrt je nach Verkehr schon so gegen anderthalb Stunden dauern kann. Hier findest du alle Fahrpläne vom und zum Flughafen inklusive Stadtkarte.
- Rechne mit hohen Preisen, besonders für den Eintritt in historische Stätten. Der Eintritt ins Castle of Edinburgh kostet mit sagenhaften 18.50 Pfund fast 25 CHF, wobei nicht mal ein Audioguide inklusive ist – der kostet noch mal zusätzlich ca. 4.5 Pfund.
- Apropos Geld: Meine Schwester staunte nicht schlecht, als sie die Pfundnoten, die sie in Edinburgh aus einem Bankomat bezogen hatte, mit denen verglich, die ich zu Hause gewechselt hatte: Sie sahen anders aus und waren auch anders beschriftet. Offenbar gibt es in Schottland Banken, die nicht die offiziellen britischen Pfundnoten vertreiben, sondern ihre „eigenen“, schottischen Noten. Diese seien ausserhalb Schottlands nicht wirklich anerkannt und können somit nur in Schottland wirklich eingesetzt werden. Banken, die quasi ihr eigenes Spielgeld verticken, da überbeisst die Schweizerin in mir heftig!!
- Für 1.70 Pfund kannst du mit einem Stadtbus grosse Distanzen (z.B. mit Linie 41 nach Cramond an den Strand) zurücklegen, das Busnetz von Lothian Buses ist ausgezeichnet – oder du kaufst gleich eine Tageskarte bei Lothian für 4 Pfund. Bei den Einzelkarten ist es wichtig, dass du die 1.70 passend hast – du kannst sie beim Fahrer in ein Kästchen werfen und kriegst dann dein Ticket. Wenn du mehr als 1.70 reinschmeisst, kriegst du übrigens auch dein Ticket, einfach das Rückgeld kannst du dir abschminken (ja, ich habs ausprobiert…).
- Apropos Busfahren: In Edinburgh geht man davon aus, dass man weiss, wo man hinfährt. Dass es Touristen gibt, die diese Voraussetzung nicht erfüllen können, scheint ein nicht ausreichend realistisches Szenario, jedenfalls werden die Haltestellen weder angesagt noch gar auf einem Bildschirm angezeigt (eine Ausnahme sind die Flughafenbusse). Wenn du also nur weisst, wie die Haltestelle heisst, jedoch nicht, wie es da aussieht, setzt du dich im Bus am besten ins obere Stockwerk, links und möglichst weit vorne. Dort hast du die Chance, die Schilder der Haltestellen zu lesen, wenn der Bus anhält.
- Es hat auch bei saumässigem Wetter (und das ist ebenfalls sehr real), horizontalen Regen, heftigem Wind und Temperaturen unter 10 Grad erstaunlich viele Obdachlose und Bettler in den Strassen.
- Ausserhalb des Stadtzentrums gibts unendlich viele tolle Restaurants aus aller Herren Länder, die leckeres Essen zu viel günstigeren Preisen bieten als die in der Nähe der Royal Mile. Indisch, marokkanisch, japanisch, italienisch, mexikanisch, es gibt wirklich für jeden was.
- Falls du dann doch was Schottisches essen möchtest und vor den sagenumwobenen „Haggies“ nicht zurück schreckst, geh am besten in ein ganz normales Pub abseits der Touristenmeile. Die haben ausserdem den Vorteil, dass du auch nach 19 Uhr am Abend noch warmes Essen kriegst. Die schickeren Restaurants dagegen machen oft schon um 20:30 oder aber sicher um 21 Uhr dicht.
- Vorsicht, Jogger! Joggen scheint in Edinburgh der letzte Schrei zu sein. Das an sich wäre ja nichts außergewöhnliches, aber die Horden an knapp bekleideten Joggern (Frauen im BH und kurzen Hosen, Männer in knappen Hemden und noch knapperen Shorts), die nachts, bei Dauerregen und 11 Grad eine Art Hürdenlauf durch die überfüllten Fussgängerwege absolvieren, sich obligat bei rot über riesige Kreuzungen durch den ganzen Verkehr stürzen und dabei knapp nicht von rasenden Taxis, Lastwagen und riesigen Bussen plattgewalzt werden, muten schon irgendwie skurril an. Die ganz Harten (ja, es gibt Abstufungen) rennen danach noch im Affenzahn auf den Arthurs Seat, den erloschenen Vulkan hoch, der einem dann doch eine beachtliche Anzahl Höhenmeter abverlangt (und der schon gemütlich wandernden Zeitgenossen einiges an Puste abverlangt).
- Leith, den Vorort im Norden am Meer, kannst du echt vergessen. Ausser, du willst die Britannia, die ehemalige königliche Yacht besichtigen – aber auch dann lohnt sich der Weg nur, wenn du Eintritt bezahlst. Von aussen kann man die Yacht nämlich nicht ansehen oder gar fotografieren, sie ist hermetisch mit Stacheldraht abgesperrt. Auch sonst kommst du nicht an die Schiffe oder das Meer heran, alles abgesperrt und überhaupt nicht auf Fussgänger ausgelegt. Das „Ocean Terminal“, das Shoppingcenter, hat nebst dem Zugang zur Britannia nichts zu bieten. Verwaiste Schaufenster säumen den Weg, offenbar finden die keine Läden mehr, die sich einmieten, alles wirkt dunkel und schäbig. Wenn du ans Meer willst, fahr nach Cramond, ist mit dem Bus gut erreichbar & bietet nebst ein paar historischen Häusern einen hübschen Sandstrand. (Portobello soll auch lohnenswert sein, dort war ich aber nicht).
- Wenn du dir den langen, steilen Weg auf den Arthurs Seat aus zeitlichen oder konditionellen Gründen nicht antun willst, bieg einfach nach ein paar hundert Metern des offiziellen Wegs rechts ab und gelang so zum „Vorhügel“, der Weg ist viel kürzer und du hast oben trotzdem eine spektakuläre Aussicht (wenn das Wetter denn mitmacht).
Ach ja, ein paar Schnappschüsse kann ich mir dann doch nicht verkneifen:
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